Grubenunglück der Zeche Gewerkschaft Germania

Das Grubenunglück auf der Zeche " Gewerkschaft Germania "  am Hils

1901

Am Samstag den 10.Mai 1901 hat ein schreckliches Unglück

sich auf dem in der Nähe bei Hohenbüchen im Ausbau befindlichen
Steinkohlenbergwerk der  "Gewerkschaft Germania"
ereignet.

Durch schlagende Wetter unter und Verschüttung
über Tage haben vier Bergleute bzw. Arbeiter, sämtlich
Familienväter, ihren Tod gefunden. Der Eingang zum
Stollen war Montag früh eingestürzt, und seitdem wurde an
dessen Freilegung gearbeitet; im Stollen selbst aber und
dem damit in Verbindung stehenden Notschacht hatten sich
die Grubengase angesammelt. Als nun heute früh der
Bergarbeiter Albert Abel aus Alfeld mir offenem Lichte,
gefolgl von dem Zimmermann Fritz Heuer-Alfeld  und dem
Arbeiter Wilhelm Wagner-Alfeld den Notschacht befuhren,
erfolgte um  06:15 Uhr eine Explosion der Gase mit gewaltiger
Detonation, wodurch der Abel getötet und die weiter oben
befindlichen beiden anderen Arbeiter leicht verletzt wurden.
In Folge der Explosion hob sich die etwa 3 Meter mächtige
Erddecke des Stollens, wo über Tage Erdarbeiter des
Schachtmeisters Dorries-Üpperhausen beschäftigt waren,
die samt ihren Geräten in die Luft geworden waren, jedoch
sämtlich mit dem Schrecken davon kamen. Die Erdmassen
wurden durch die furchtbare Kraft der Explosion nach dem
nahen Schachteingang geworfen, wo die Bergarbeiter Otto
Probst-Brunkensen, August Kolle-Brunkensen und Albert
Stubbe-Alfeld bei der Aufräumung des verschütteten
Einganges tätig waren. Die Unglücklichen wurden
sämtlich verschüttet und sind nach stundenlanger Arbeit als
Leichen zu Tage gefördert, Mittlerweile war auch die Leiche
des Albert Abel, mit zerschmettertem Schädel, aus dem
Notschacht gefördert worden. Es war ein erschütternder
Anblick, und die Trauer der zahlreichen Angehehörigen, sowie
die Teilnahme der Mitarbeiter und Mitbürger ist allgemein.


Quelle: Kreisblatt des Kreises Alfeld von Dienstag den 14.Mai 1901


Der Eingang des Förderstollens. wo die Bergleute bzw.
Bergarbeiter Probst, Kölle und Stubba von den Erdmassen
verschüttet und getötet wurden, bietet ein grausiges Bild der
Verwüstung. Etwa 12-15 Meter vor dem (bereits am Montag
v. H/ zusammengestürzten} Eingange entfernt hatten sich die
Grubengase den gewaltsamen Durchbruch erzwungen,
dabei die eisernen Schienen und die Grubenhölzer wie Stecken
zerknickt und zerbrochen und die eichenen Deckbohlen z. T.
nach oben geschleudert. Während die erwähnten drei
Familienväter unter den sie überschütteten Erdmassen
erstickten, wurde der Bergmann Wilhelm Wagener aus
Alfeld, der etwas seitwärts stehend, die Erde in den Hunt
warf, vom Luftdruck mehrere Meter fortgeschleudert, wobei
er drei Wunden am Kopfe und eine Quetschung des
Brustkastens usw. davontrug. Nach dem vom Delligser Arzt
die Kopfwunden vernäht waren, wurde der Unglückliche
nach Alfeld in seine Wohnung geschafft.
Jetzt wenden wir uns zu dem etwa 70 Meter vor dem
Eingang des Förderstollens entfernten Notschacht. in den,
wie bereits berichtet, der Bergarbeiter Albert Abel aus
Claustlial gegen 6:15 Uhr früh an Freitage mit offenem
Lichte fuhr, gefolgt von dem Zimmermann Fritz Heuer aus
Coppeugrave. Als ersterer den auf der Schachtsohle
beginnenden Verbindungsstollen auf etwa 20 Meter betreten
hatte, erfolgte dort eine Explosion schlagender Wetter,
welche ihn tötete und seinen, etwas zurück geblieben
Begleiter Heuer zurückschleuderte, wobei dieser an der
Hand einige Verletzungen erhielt, aber den Schacht
schleunigst verlassen und nach heranholen von Hilfe
seinen erschlagenen Kameraden (der beim Auffinden noch
Klagetöne ausstieß) in den Förderkorb durch den Schach I
zu Tage fördern konnte - leider als Leiche.
In den erwähnten Verbindungsstollen, der bis zur Mündung
in den Forderstollen eine Länge von 260 Metern hat,
wälzten sich jetzt die explosiven Grubengase fort, traten
dann in den Förderstollen ein und verursachten hier ein weithin hörbares Sausen, welches von den eingangs Arbeitenden leider nicht rechtzeitig bemerkt worden ist. Als die Gase den (verschütteten) Eingang bis auf einige Meter erreicht hatten.fand dort, wie oben berichtet, der gewaltsame, mit donnerähnlichem Getöse begleitete Durchbruch nach oben statt. Die beiden Stollen auf dem im Tiefbau noch nicht arbeitenden Werke besitzen, wie uns berichtet wir, leider keine Luft- bzw. Ventilationsschachte.
woraus die Gase unterwegs hätten entweichen können. Nahe
dem Eingang des Förderstollens sind in letzterem noch
mehrere Förderwagen verschüttet, und an der Freilegung
wird jetzt eifrig gearbeitet werden.

Quelle:Kreisblatt des Kreises Alfeld von Dienstag den 14.Mai 1901


Bergbau der Gewerkschaft Germania
Brunkenser Tonnlage
Aug./Sep 1900 Die Gewerkschaft Germania zeigt an, dass die in der Nähe der im Bau begriffenen Bahn eine so
genannten Tonnlage niederbringen will (Stollen mit Gefälle), und zwar in ein durch ein
Versuchsschächtchen aufgeschürftes Flöz.


10.5.1901 Bericht des Bergrevierbeamten an die braunschw. Kammer: 4 Arbeiter sind durch Verschüttung
ums Leben gekommen, ein weiterer schwer und einer leicht verletzt. (Ursache ist eine
Schlagwetterexplosion) Betriebsführer Müller scheidet aus, Direktor Ruschen übernimmt.


Quelle : Bergbau- Chronik  Coppengrave