im Calenberger Land
Von 1830 bis 1960 prägte der Bergbau die Entwicklung der Orte im Deistervorland
Der Berge Zauberwort Glück auf !
Wann die allererste Gewinnung von Steinkohle im Deister erfolgte, verliert sich, wie meist in der Geschichte der Bergbaue, im Dunkel.
Der Steinkohlenbergbau im Calenberger- Land, ist erstmals im 16. Jahrhunder urkundlich erwähnt.
Der Kohlebergbau gab vielen Menschen Arbeit und Brot, prägte die Landschaft und auch die Bevölkerung.
Er hatte entscheidenden Anteil an der industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts.
Im Zuge der zunehmenden Industrialisierung mit dem Bau von Maschinen, der damals neuen stählernen Schiffe, der Eisenbahn mit all ihren Geräten, Brücken und Eisenkonstruktionen, begann sich die Nachfrage von Steinkohle plötzlich explosionsartig zu entwickeln, der Bedarf war in den vorhandenen Gruben einfach nicht mehr zu decken. Eine Reihe neuer Gruben- und Schachtanlagen im privaten- und staalichen Besitz wurden eröffnet. Im Jahre 1861 waren bereits über 1000 Bergleute in den Deistergruben beschäftig. Zu den größten und bekanntesten Kohlengruben des Deisterbergbaues gehörten durch Jahrzehnte die Gruben am Kniggenbrink und im Fuchsbachtal mit verschiedenen Schachtanlagen . Aus diesen Lagerstätten wurden 1861 mit 410 Bergleuten 1.315.000 Zentner Steinkohle gefördert.
Das sollte ebenso wie die schwere Arbeit der „Knappen unter Tage“ nicht vergessen werden, sondern in Erinnerung bleiben!
Besonderes Bergrecht im Fürstentum Calenberg
Im Fürstentum Calenberg gehörte die Steinkohle nicht zu den Hoheitsrechten des Landesherren . Den Grundeigentümern stand allein das Verfügungs- und Abbaurecht über den in seinem Grund und Boden lagernden " Schwarze Gold "zu. Dieser Rechtszustand wurde auch nach 1866 beibehalten. So mussten die Grubenbetreiber den Kohlenuntergrund besitzen oder von den Grundeigentümer pachten.
Der Deister ist das wichtigste der Calenbergischen Kohlengebirge...
Die höchste Höhe erreicht der Deister bei Wennigsen,wo sich eine Bergkuppe
( der Höfeler ) 1379 Fuß über den Spiegel der Nordsee erhebt. .....
Das Grundgebirge des Deisters ist Kalkstein. Das hangende desselben besteht aus verschiedenen Thon- und Mergelarten, besonders aber aus dem Wealdenformationen angehörigen s.g. Deistersandstein, welcher mehre 100 Fuß mächtig, acht Kohleflöze umschließt, von denen drei bauwürdig sind. Diese streichen den Rücken des Deisters und fallen unter 6- 9 Grad nach Nordosten ein....
Nach Nordwesten sind nur zwei Flöze bauwürdig; das hangende Flöz, welches früher vorzüglich am Süerserbrinke bebaut wurde, und das liegende oder s.g. Bröhner Flöz, auf welchem jetzt sämtliche Bergwerke an dieser Seite bauen und welches bei Hohenbostel und Feggendorf einschließlich der Bergmittel eine Mächtigkeit von 40 - 50 Zoll erreicht.
Nach Südost wird außer diesen beiden Flözen noch ein drittes bauwürdig.
Häufige Verwerfungen und Unregelmäßigkeiten in der Lagerung machen den Abbau hier schwierig.
Alle Flöze veredeln sich nach dem Einfallenden zu, bilden in der Ebene vor dem Deister eine große Mulde und treten an einzelnen Stellen, wie am Holtenser - und Stemmer- Berg, vom Kalkstein begrenzt wieder zu Tage....
Das Thal zwischen Süntel und Deister, so wie der nordwestliche Theil des ersteren gehören zur Formation des oberen Jura und enthalten deshalb keine Kohlen.
Diese finden sich erst wieder in den Wealdensandstein des großen und kleinen Süntel, welcher etwa 14 Flöze von sehr verschiedener Mächtigkeit und Güte umschließt.
Hinsichtlich der Güte stehen die Kohlen den in der benachbarten Grafschaft Schaumburg und im Fürstenthume Bückeburg gewonnenen nach, da sie nicht so pechig und weniger rein sind...
1821 betrug die Mächtigkeit des Flözes am Bröhn 10 - 12 Zoll. Die Grube liegt auf den Gebirgssattel, die Teufe des Flözes unter Tage beträgt 12 - 16 Lachter. Die Kohle führt Schwefelkies in Mengen. Die Grube wird durch einen Stollen entwässert .
Kettelstollen am Gehrbrink 1977
Steinkohlenförderung mit dem Deisterhunt
Skizze von Steiger F.Korf
Ein regelrechtes " Kohlenfieber " brach ab 1850 im Calenberger Land aus !
Die Wealdenkohle des Deister bildete als wichtigster Energieträger das Rückgrat des Wirtschaftswachstums im Calenberger Land.
Die Steinkohlengewinnung am Deister im Jahre 1861
Staats- Bergwerke :
Süerserbrink ………. 109.640 Zentner mit - - 37 Arbeiter - Geldwert der Produktion 10.558 Thlr.
Hohewarte .……….. 292.160 Zentner mit - 90 Arbeiter - Geldwert der Produktion 27.380 Thlr.
Barsinghausen.. … 330.230 Zentner mit 100 Arbeiter - Geldwert der Produktion 36.058 Thlr.
Hohenbostel.. ……. . 247.870 Zentner mit- - 92 Arbeiter - Geldwert der Produktion 26.876 Thlr.
Feggendorf…………..... 4.130 Zentner mit - - 4 Arbeiter - Geldwert der Produktion --411 Thlr.
Daberg....………………... 3.950 Zentner mit - - 3 Arbeiter - Geldwert der Produktion -288 Thlr.
Privatbergwerke :
Bredenbeck, Freiherr Knigge …………………………. 281.786 Zentner mit 100 Arbeiter - Geldwert der Produktion 31.840 Thlr.
Wennigsen, Gem Bergwerk, Gebr. Sammann .. 17.500 Zentner mit- 12 Arbeiter - Geldwert der Produktion 1.790 Thlr.
Feldberg,Hülsebrink,Bröhn, G.Egestorff.. ………… 384.250 Zentner mit 160 Arbeiter - Geldwert der Produktion 29.000 Thlr.
Kniggenbrink, Freiherr Knigge.. ...………………… . .475.000 Zentner mit 155 Arbeiter - Geldwert der Produktion 53.833 Thlr.
Barsinghausen, Kloster-Cammer.. ………………… .. 840.000 Zentner mit 255 Arbeiter - Geldwert der Produktion 84.000 Thlr.
Bantorf, Deister-Bergwerks-Gesellschaft.. …. . 357.490 Zentner mit 200 Arbeiter - Geldwert der Produktion
Fiskalischer Bergbau
Im Rahmen des fiskalischen Bergbaus (der Staat als Besitzer der Werke) wurden die Werke von Berginspektionen geleitet, deren Mitglieder Beamte waren. Diese Einrichtungen unterstanden unmittelbar dem Oberbergamt.
Nach der Annexion des Königreich Hannover 1866 durch Preußen , wird die königlich preußische Berginspektion am Deister gegründet
Im Jahre 1872 zieht die Berginspektion von der Rehrbrinkstr. in das heutige Rathaus der Stadt Barsinghausen in der Bergamtstr. 5.
Von 1872 bis 1892 ist der Bergwerksdirektor von Detten mit der Leitung der Berginspektion beauftragt.
Bereits zum 1. Juli 1867 wurde der Bezirk des Bergreviers Hannover festgelegt und aufgrund einer starken Zunahme der Dienstgeschäfte 1907 in die Bergreviere Hannover-Nord und Hannover-Süd aufgeteilt .
In Verbindung mit Berghauptmann von Decken Berlin 1858
Bergbaugeschichte
Quelle: Erinnerungen an den Steinkohle-Bergbau im Deistergebirge von Horst Krenzel
Steinkohlenproduktion im Königreich Hannover im Jahr 1863
2814 Bergleute waren in 32 Gruben beschäftigt.
Die Produktion betrug 6. 345.449 Zentner Steinkohlen ( Schwarzkohlen ).
Der Geldwert der Produktion entsprach 711.619 Thaler .
In gesamt Deutschland ( Zollverein ) waren 1862 bereits 90.561 Bergleute in 671 Steinkohlenbergwerken beschäftigt.
Die Gesamtproduktion betrug 338.134.452 Zentner Steinkohlen im Wert von 28.489.558 Thalern.
Quelle: ( Die Steinkohlen Deutschlands und anderen Länder Europas, München 1865)
Das Kohlenmaß war vielen Schwankungen unterworfen gewesen.
Am 4.Dezember 1840 hat das Königliche Ministerium des Innern in einer Bekanntmachung das Kalk- und Kohlenmaß neu festgelegt.
Artikel 1 lautete :
" Steinkohlen sollen künftig nur noch nach den allgemein gesetzlichen Körpermaß dem Hannoverschen Himten ( 1 1/4 Cubikfuß ) und nur in Gefäßen, welche zwei Himten ( 2 1/2 Cubikfuß) fassen, verkauft werden "
Diese Doppelthimten hießen dann wieder Balgen. Sie fassen etwa 1 Centner Steinkohlen, welhalb " Centner " und " Balge " häufig gleichbedeutend gebraucht wurde.
aus "Geschichtliche Darstellung des Kohlenbergbaues im Fürstenthume Calenberg" von Amtsassessor A Ebert zu Lehe
Hauer Fritz Garbe im Streb
Entladen des Deisterhunt mit der Kratze auf der Bergenhalde
Skizze von Steiger F. Korf
Der Strebausbau wird mit dem Abbau mitgeführt d.h. die Stempel werden geraubt und vorgesetzt, daher auch die Bezeichnung Wanderausbau.
Die Kohle wird von dem auf engsten Raum bei spärlicher Beleuchtung seitlich im Streb liegenden Hauer mit der Keilhaue aus den Flöz gebrochen