Johann und Georg Egestorff

Historische Bergbaugruben oberhalb von Wennigsen


Ab 1807 hat Johann Hinrich Egestorff und ab 1834 sein Sohn Georg Egestorff   am Bröhn, Hülsebrink und Feldberg oberhalb von Wennigsen aus Stollen und Schächten Steinkohle fördern lassen. Die Steinkohle wurde dringend in  den jungen Industriebetrieben und den Kalkbrennereien im Calenberger Land benötigt. 1816 gehörten Johann Egstorff bereits 16 Kalkbrennereien im Calenberger Land.

Auch die Steinkohlen aus den Kohlegruben des Freiherr von Knigge wurden größten Teils von Egestorff vermarktet.

Johann Egestorff

* 22. Oktober

   in Lohne

t 30. März 1834

   in Linden

Georg Egestorf

* 7.Februar 1802

     in Linden

t 27. Mai 1868

    in Linden

Johann Egestorff   " Kalk- Johann"

war ein erfolgreicher Unternehmer und machte Linden zu einem wichtigen Industriezentrum. Er gilt als eine  bedeutende Persönlichkeiten der Lindener Geschichte und des hannoverschen Wirtschaftslebens.

Johann Egestorff absolvierte seine handwerkliche Ausbildung bei dem Böttchermeister Kniep in Hannover, eine Lehre, die ihn nicht nur Lehrgeld, sondern auch viel Fleiß kostete. Auch nach seiner Gesellenzeit blieb er für Meister Kniep tätig und belieferte unter anderem die Kalkbrennerei Stukenbrock am Lindener Berg mit Fässern für den Kalktransport. Dabei verschloss er die Fässer direkt vor Ort und gewann so Einblicke in den Betrieb.

Im Jahr 1803 übernahm Johann Egestorff die in Konkurs geratene Kalkbrennerei von Friedrich Stukenbrock am Lindener Berg und zog in das Kalkbrennerhaus, was ihm den Beinamen „Kalkjohann“ einbrachte. Seine Erfahrungen mit der Kalkbrennerei halfen ihm dabei, die Industrialisierung in Linden einzuleiten.

Egestorff war die erste Unternehmerpersönlichkeit in Linden, die innerhalb kurzer Zeit zahlreiche, sich ergänzende Betriebe gründete. Ab 1807 leitete er mehrere Kohlebergwerke im Deister oberhalb von Wennigsen. Die dort geförderte Kohle wurde mit Fuhrwerken nach Linden transportiert, wo sie in seinen Kalköfen dringend benötigt wurde.

Er begann auch, Kalk über Flüsse wie die Leine, Aller und Weser nach Bremen zu verschiffen, da dort aufgrund fehlender Kalksteinvorkommen hohe Preise erzielt werden konnten. Handels- und Verkehrsunternehmen, die er selbst gründete, unterstützten den Absatz seiner Produkte.

1815 eröffnete Egestorff unter der Leitung seines Bruders Jasper eine Zweigniederlassung in Bremen, um die dortigen Geschäfte auszuweiten. Zwanzig Flößer und Schiffer pendelten regelmäßig zwischen Linden und Bremen.

1819 errichtete er am Lindener Berg eine Ziegelei. Fortan handelte er mit den wichtigsten Baustoffen der Zeit: Kalk, Bruchstein, Holz und Tonziegel. Die Qualität seines Kalks war so hoch, dass er 1823 zum Hofkalklieferanten ernannt wurde.

Im selben Jahr ließ Egestorff an der Blumenauer Straße in Calenberg neben seinem Wohnhaus die erste Zuckerfabrik errichten. Unter der Leitung eines Meisters und mit zehn Facharbeitern wurden dort jährlich etwa 4.000 Zentner Rohrzucker verarbeitet. Das hierfür benötigte Kalkwasser stellte er selbst her.

Gleichzeitig engagierte sich Egestorff im Bau eines Ausflugsgasthauses auf dem Lindener Berg. Mit der Planung beauftragte er den Hofbaurat Laves.

Johann Egestorff litt lange Zeit an Wassersucht. Am 29. März 1834 erlitt er im Alter von 61 Jahren einen Schlaganfall und verstarb kurz darauf am Ostersonntag, dem 30. März 1834. Sein Lebenswerk umfasste zu diesem Zeitpunkt drei Kalksteinbrüche mit 24 Brennöfen (Lindener Berg, Tönniesberg und Ronnenberg), Ziegeleien in Linden und Empelde, Steinkohlebergwerke im Deister, einen florierenden Handel mit Bauholz und Kalk, eine Zuckerfabrik sowie das Berggasthaus mit Mühle auf dem Lindener Berg.

Nächst dem Herrn von Alten auf Schloss Linden war Johann Egestorff der größte Grundbesitzer der Gemeinde. Linden hatte zu jener Zeit 2.500 Einwohner, von denen 400 in seinen Betrieben beschäftigt waren. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn die Leitung der von ihm gegründeten Fabriken in Linden.







Georg Egestorff: Ein Unternehmer, der die Zeichen der Zeit erkannte


Georg Egestorff war eine prägende Figur seiner Zeit. Geboren am 7. Februar 1802 in Linden, Hannover, bewies er schon früh ein Gespür für die wirtschaftlichen Möglichkeiten seiner Epoche. Trotz gesundheitlicher Einschränkungen, die seinen Schulbesuch erschwerten, begann er 1816 eine Lehre als Böttcher in Hildesheim. Bereits vor Vollendung seines 16. Lebensjahres kehrte er in den Betrieb seines Vaters zurück, um dort eine längst überfällige Buchführung aufzubauen.


Im Jahr 1831 gründete Egestorff die Saline Egestorffhall in Badenstedt. Diese Ergänzung des Lindener Kalks um Lindener Salz markierte einen weiteren Schritt in der industriellen Entwicklung der Region. Bald darauf, 1833, wurde in Georgenhall bei Davenstedt ebenfalls Salzsole gefördert.


Nach dem Tod seines Vaters Johann Egestorff am 30. März 1834 übernahm Georg die Leitung der väterlichen Fabriken in Linden und führte die kleine Gemeinde zu einem florierenden Industriestandort. 1835 gründete er die „Eisen-Gießerei und Maschinen-Fabrik“ in Linden, die ab 1846 eine Abteilung für Lokomotivbau betrieb. Die Firma, später als Hanomag bekannt, produzierte sowohl Dampfmaschinen als auch zahlreiche Maschinen für die Industrie.


Die Königlich Hannoverschen Staatseisenbahnen bestellten bei ihm die ersten in Hannover gebauten Lokomotiven, darunter die „Ernst August“, die am 4. Juni 1846 das Fabrikgelände verließ. Mangels Schienenanschluss wurde sie auf einem Wagen per Pferdekraft zum Hauptbahnhof gebracht und auf der Strecke Hannover-Hildesheim eingesetzt.


Während der Märzrevolution 1848 streikten die Arbeiter der Fabrik drei Tage lang für kürzere Arbeitszeiten, jedoch ohne Erfolg. Um die Lebenssituation seiner Arbeiter zu verbessern, richtete Egestorff eine Kranken-, Sterbe- und Unterstützungskasse ein. 1855 gründete er zudem eine Speiseanstalt in Linden, die täglich über 2.000 Mahlzeiten ausgab und deutschlandweit Aufsehen erregte.


Trotz wirtschaftlicher Krisen expandierte die Maschinenfabrik weiter und beschäftigte in den 1860er Jahren mehr als 1.000 Arbeiter. 


Die industriellen Aktivitäten Egestorffs, einschließlich des Betriebs eigener Frachtschiffe ab 1840, machten ihn zu einer der führenden Unternehmerpersönlichkeiten des Königreichs Hannover. Unter seiner Führung entwickelte sich Linden von einem Dorf zu einer bedeutenden Arbeiter- und Fabrikstadt. Die Einwohnerzahl stieg von 1.307 im Jahr 1812 auf 9.884 im Jahr 1861.


Georg Egestorff verstarb am 27. Mai 1868 in Hannover im Alter von 66 Jahren. Sein Firmenkonsortium umfasste zu dieser Zeit 19 Betriebe mit insgesamt 2.116 Beschäftigten.

In den " Egestorffschen Bergbaubetrieben" waren zu der Zeit 160 Bergleute beschäftigt.

Etwa 3.000 Menschen begleiteten den Trauerzug, der von der Ihmebrücke bis zum Fischerhof reichte – ein eindrucksvoller Abschied für eine zentrale Figur der Lindener Industriegeschichte.

Im Jahr seines Todes, 1868, wurde die Eisen-Gießerei und Maschinen-Fabrik von seinem Schwiegersohn Alfred Houget an Henry Strousberg verkauft.

Die Deisterbergwerke wurden von den Erben noch bis 1900 betrieben.


Quellen:

  • Philipps, Otto, Johann und Georg Egestorff. Leben und Wirken zweier niedersächsischer Wirtschaftsführer, Oldenburg 1936 (Beiträge der Wirtschaftswissenschaftlichen Gesellschaft zum Studium Niedersachsens, Heft 35)
  • Mittelhäußer, Käthe, Die Industrie, in: Der Landkreis Hannover, Hannover 1963, S. 176 ff
  • Walter Buschmann , „Linden - Ge­schichte einer Industriestadt im 19. Jahrhundert" (1981) 


Historischer Bergbaustollen am Hülsebrink oberhalb von Wennigsen


Über die Anlage von Kohlegruben am Hülsebrink gab es lange Rechtstreitigkeiten mit den Eigentümer des Waldes , der Klosterkammer. Mit der Pachtung der Bergbaurechte am Feldberg von der Klosterkammer , wurde auch der Streit um den Bergbau am Hülsebrink beigelegt. Somit konnte Egestorff vom Bröhn über den Feldberg bis zum Hülsebrink ein zusammenhängendes Bergbaurevier mit vielen Stollen und Schächten betreiben.

Das Stollenmundloch des Wasserlösungsstollen  " Tiefer Georgstollen " kommt bei den Finnenhütten zu Tage.  Der Verlauf des langen Wasserlösungsstollen kann an Hand von  ehemaligen Lichtlöchern  verfolgt werden. Lichtlöcher nennt mann die senkrechten, engen Schächte, die auf dem Niveau des " Tiefen Georgstollen" enden. Der Name stammt aus der Bergmannsprache und hat nichts mit der Beleuchtung der Stollen zu tun. Die Lichtlöcher wurden für den Vortrieb des alten Wasserlösungsstollens gebraucht. Sie dienten der Bewetterung ( Belüftung) und als Arbeitszugang beim Bau des alten Stollens. Die engen Schächte sind heute nicht mehr zugänglich.

Unmittelbar mit der Todesanzeige von Georg Egestorff wurde das Schreiben über die beiden Nachfolger

( Schwiegersöhne des Georg Egestorff)

an Kunden,Geschäftspartner und Behörden versandt.

Noch im gleichen Jahr wurde die Lindener Maschinenfabrik ( spätere Hanomag) an

Henry Strousberg verkauft.

Bethel Henry Strousberg war ein deutscher jüdischstämmiger Großunternehmer der Gründerzeit, der aus einfachen Verhältnissen stammte und sich hauptsächlich im Eisenbahnbau engagierte. Er galt als der „europäische Eisenbahnkönig“ und beschäftigte zeitweise 100.000 Arbeiter. 20 Jahre später war sein Imperium zusammengebrochen.

Egestorffsche Zündhütchenfabrik

Die Egestorffsche Zündhütchenfabrik war eine bedeutende Industrieanlage in Linden, die von Georg Egestorff im Jahr 1861 gegründet wurde. Sie stellte zunächst Tontauben für das Schießsport her, die vor allem nach England exportiert wurden. Später kamen Zündhütchen, Zündkapseln und Zündsätze für Munition und Sprengstoffe hinzu, die weltweit vertrieben wurden. Die Fabrik war an der heutigen Straße "Am Ihlphl" und "Bornumer Straße" am Lindener Berg gelegen. Nach dem Tod von Egestorff wurden von der Zündhütchen- und Tonfabrik die Deisterbergwerke mit verwaltet. Die Fabrik, wurde 1879 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt . Während des Ersten Weltkriegs produzierte die Fabrik kriegswichtige Güter und wurde aus Sicherheitsgründen nach Empelde verlegt. In der Weimarer Republik wurde die Fabrik von der Dynamit AG, vormals Alfred Nobel & Co, übernommen und nach dem Zweiten Weltkrieg geschlossen. Das Gelände der ehemaligen Fabrik ist bis heute stark mit Schadstoffen wie Quecksilber belastet.


Actien-Gesellschaft Georg Egestorff’s Salzwerke,

mit Sitz in Linden vor Hannover.

Schwerpunkt war der Salinenbetriebe und Siedesalzherstellung. Das Unternehmen zählte zu den großen Salinenbetreibern in Deutschland.

Das Unternehmen wurde im Dezember 1871 gegründet. Zweck der Aktiengesellschaft war der Betrieb mehrerer zuvor von Georg Egestorff unterhaltenen Unternehmungen: 

1.  die bei Badenstedt betriebene Saline Egestorffshall,

2.  die Chemische Fabrik und Farbenfabrik in Linden ,

3.  die zuvor von der Firma Gebr. Niemeyer erworbene 

     Saline Neuhall bei Davenstedt.

Das Aktienkapital – exklusive einer Hypothek von 500.000 Talern – betrug 1.500.000 Taler. 

Quelle: Wikipedia

                                            HANOMAG

 

1835 gründete Georg Egestorf in Linden   eine Eisen- und Maschinenfabrik, produzierte zunächst Dampfmaschinen. Doch im anbrechenden Zeitalter der Eisenbahn verlegte er sich schon bald auf die Herstellung von Lokomotiven. Mehr als 10.000 Loks wurden von Linden aus in die ganze Welt geliefert. Nach Egestorfs Tod 1868 hatte das Unternehmen wechselnde Besitzer. 1871 bekam es den Namen Hannoversche Maschinenbau Actien-Gesellschaft, aus dem später die Abkürzung Hanomag wurde. Auch die Produktpalette änderte sich.