Goldbergbau in Böhmen

Goldbergbau in Böhmen


Bergreichenstein, früher auch Reichenstein ist eine Stadt in Tschechien. Sie liegt elf Kilometer südlich von Sušice und gehört zum Okres Klatovy. Kašperské Hory ist die höchstgelegene gotische Stadt Böhmens

Im 12. Jahrhundert entwickelte sich der Goldbergbau in Bergreichenstein, im Šumava. Zwischen 600 und 1200 Bergmänner arbeiteten in rund 40 Goldminen. Das goldhaltige Quarz wurde in ca. 300 Mühlen zerkleinert. Im 14. Jahrhundert erlebte Bergreichenstein eine Blütezeit. Böhmisches und bayerisches Gold war vielerorts Grundstoff für kostbare Reliquien, Pokale und Münzen. Als Symbol für Heiligkeit und Macht war Gold eine begehrte Ware. In der "Goldenen Stadt" Prag wurde es verkauft, um die Reise über Italien nach Indien und China zu finanzieren. In Regensburg zeugt der "Goldene Turm" noch heute vom Reichtum der Kaufleute, die an diesem Handel verdienten.


Die königliche Gold-Bergstadt Bergreichenstein bzw. Kassperské Hory bestand aus 199 Häusern mit 1752 Einwohnern. Verwaltet wurde sie durch einen aus dem Bürgermeister, einem Rat und Sekretären bestehenden Magistrat. 



Reichenstein entstand im 13. Jahrhundert als Ansiedlung von Bergleuten, nachdem in der Gegend Goldlagerstätten entdeckt worden waren. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1337. Zu dieser Zeit stand der Goldbergbau bereits in voller Blüte. Nach Kaspar Maria

von Sternberg sollen über 300 Quick- und Goldmühlen in Betrieb gewesen sein; die reiche Bergsiedlung soll König Johann von Luxemburg mit 600 Mann bei einem Feldzug gegen die Festung Landshut unterstützt haben. Im Jahre 1345 erhob Johann von Luxemburg die Siedlung zur Bergstadt und erteilte ihr Zoll- und Mautfreiheit sowie ein Wappen, das einen Arm mit Hammer und zwei Bergeisen zeigte; dieses bildet heute das Stadtwappen von Rejštejn. Schon vor 1345 war die Bergsiedlung im Besitz der Dörfer Haidl (Zhůří) und Innergefild und hielt Anteile an Nezditz, Ostružno, Pohorsko und Damitsch (Damíč). Zwischen 1360 und 1365 ließ Karl IV. nördlich des Städtchens die königliche Burg Karlsberg erbauen und 1366 den GoldenenSteig in neuer Route
über Reichenstein nach Passau und dem Salzkammergut führen.

Im 15. Jahrhundert waren 40 Gruben in Betrieb, der Bergbau erfolgte auch weiterhin nur in geringer Teufe.

König Maximilian II. 1572 verlieh der Stadt Bergreichenstein ein eigenes Wappen. 1584 erhob König Rudolf II. Bergreichenstein und Unterreichenstein zu Königlichen Bergstädten und verkaufte der Stadt

Bergreichenstein die Herrschaft Karlsberg für 4450 Schock Böhmische Groschen, die Burg Karlsberg behielt er aber weiterhin als Eigentum.
Mit diesem Kauf erlosch die Herrschaft Karlsberg, jedoch wurde die Bezeichnung noch bis ins 18. Jahrhundert für die Herrschaft Bergreichenstein weiterverwendet.


 Im 17. Jahrhundert machte sich eine zunehmende Erschöpfung der oberflächennahen Goldvorkommen bemerkbar; durch den Dreißigjährigen Krieg kam der Bergbau gänzlich zum Erliegen.


Dies führte zum Niedergang der Stadt, in der im Jahre 1654 nur noch ca. 100 Menschen lebten.

 Später wurde derGoldbergbau durch das k.k. Aerar wieder aufgenommen.

In der Nähe der Stadt wurde das k.k. Goldbergwerk mit knapp 30 Bergleuten betrieben.

 Es blieb aber wenig ertragreich. 

Goldseifenhügel


Sowohl auf bayerischer, als auch auf Böhmischer Seite kann man diese niedrigen Hügel ausgewaschenen Sandes längs von Flüssen und Bächen sehen.


In Bayern wurde Gold damals zumeist aus den großen Flüssen gewonnen, aus Isar, Inn und Donau.

In Böhmen, in den Flüssen des Šummava, gab es einträgliche Vorkommen von Wasch- oder Seifengold, d.h. Goldplättchen, -flitter, -körnchen oder -nuggets.

Bergreichenstein

Seit dem 16. Jahrhundert verringerte sich der Ertrag der Bergreichensteiner Gruben. Trotzdem lagern dort nach Expertenschätzungen noch immer rund 30 Tonnen Gold, deren Abbau an die 350 Mio. Dollar einbringen würde. Im Jahr 1994 bekundete die kanadische Firma TVX Gold Inc. Interesse an der Erschließung dieser Vorräte, stieß sie mit ihren Plänen aber auf heftigen Widerstand in der Bevölkerung. Die Bürgerinitiative "Šumava nad zlato" - "Šumava ist mehr als Gold" mit bis heute rund 1300 Mitgliedern konnte die Goldgewinnung erfolgreich verhindern. TVX hatte täglich 2000 bis 3000 t Gestein (= etwa 250 Lkw-Ladungen) und damit ca. 20 kg Gold fördern wollen. Im Laufe von ungefähr sechs Jahren wären 500 Meter vor der Stadtgrenze Bergreichensteins sechs durch eine 50 Meter hohe Staumauer abgeriegelte Bachtäler mit dem kontaminierten Abraum verfüllt worden. Die gefährliche, auf Cyanidlaugung basierende Goldgewinnung hätte unwiderruflich die Landschaft zerstört. Im Jahr 1998 hatten deutsche und tschechische Umweltschützer bereits über 60.000 Unterschriften gegen den Goldbergbau gesammelt.
Bürgerinitiative gegen Goldbergbau in Bergreichenstein.

Goldwäsche im Mittelalter

An vielen deutschen Flüssen wurde Seifengold gewaschen.

Goldbergbau am Berg Roudny' in Mittelböhmen



Die am Berge Roudny, ca. 60 km südsüdwestlich von Prag und ca. 15 km östlich von Wotitz (Station der Franz-Josefs-Bahn) liegenden Goldvorkommen sind bis jetzt - was ihre geologische Position anbelangt - Überhaupt noch nicht beschrieben worden. Historische Notizen finden sich in einigen Werken vom Jahre 1870 ab. F. Posepny hat alle vorhandenen Angaben in einer Arbeit über die Goldvorkommen Böhmens in dem 36. Abschnitt: Der Goldbergbau von Liboun. S. 338-346 zusammengefasst und ausführlich ergänzt. Trotzdem er den fraglichen Berg zweimal besucht hat. ist er nicht in der Lage, das Auftreten der Golderze zu schildern, da der Bergbau aufgegeben war und sich in dem grossen Tagverhaue keine Spuren der früher gebauten Lagerstätten erkennen Hessen. Das Dorf Liboun. nach welchem Posepny diese Goldlagerstätten nennt, liegt 2 km nördlich an dem Roudny - Berge, der einen flachen, theilweise bewaldeten Gebirgsrücken darstellt, welcher zwischen dem Libouner und einem von Ramena kommenden Thale liegt. Das Vorkommen gehört zu den ältest gebauten Böhmens, denn die Grube existirte sicher schon in der zweiten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts. Nach Posepny fehlen dann weitere Nachrichten bis zum Jahre 1769. wo der Graf v. Auersperg in den Besitz der Gruben kam. Da das gewonnene Gold in die Prager Münze geliefert wurde, findet man in dem Münzarchive Einlösungen von Liboun von 1769-1804. Die Reihe scheint eine vollständige Betriebsperiode zu umfassen, denn sie beginnt mit niedrigen Zahlen (1769 0,410 Mark Rohgold); erreicht 1877 ein Maximum mit 12,094 Mark, ein zweites 1789 mit 8,235 Mark Rohgold und schliesst wieder 1804 mit dem Minimum von 0,269 Mark.

Quelle: Paul Krusch- Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft Band 54  - 1902 

Am Berg Roudný befand sich eines der bedeutendsten und am längsten aktiven Bergbaureviere auf Gold in ganz Böhmen. Ende des 19. Jahrhunderts war das hiesige Bergwerk der wichtigste Goldproduzent Mitteleuropas. In den 1920er Jahren wurde hier sogar die größte Ausbeute des gesamten europäischen Kontinents erzielt. Die Gewinnung von Gold begann vermutlich schon in keltischer Zeit, als auf dem Berg Blaník ein bedeutendes Oppidum entstanden war. Damals wurde das Gold durch Seifen in den Wasserläufen gewonnen.


Bergbau im Mittelalter

Zu den ersten schriftlichen Belegen für den Bergbau auf dem Berg Roudný zählt ein Dokument des Königs Johann des Blinden von Luxemburg (Jan Lucemburský) aus dem Jahr 1337. Es handelt sich um eine Auflistung der Bergwerke welche vom König an Peter II. von Rosenberg (Petr z Rožmberka) verpfändet waren. Die Nennung des Bergwerks am Karrenberg (Kamberk) dürfte sich wohl auf den Standort des heutigen Roudný beziehen. Der Abbau erfolgte in dieser Zeit im Umfeld der Gebiete, an welcher das Lager bis an die Erdoberfläche trat und wo man noch heute eine große pingenartige Vertiefung findet (genannt "Velký obval"). Vermutlich endete diese spätmittelalterliche Bergbauperiode mit den Hussitenkriegen. Man nimmt an das bis dahin eine Menge von ca. 1.500 kg Golderzes gefördert worden ist.


Dieser Grubenriss wurde 1788-90 von einem Markscheider namens Fischer gezeichnet. Er zeigt den Bereich der heutigen Großen Pinge.

(Quelle: Infotafel des Bergbaulehrpfads vor Ort)



Große Pinge (Velký obval / Velká propadlina)

Die bemerkenswerteste Oberflächenform auf dem Berg Roudný stellt die große Pinge am nordwestlichen Hang dar. Es handelt sich um eine Senke von ca. 150 x 60 m, deren östliche Wand einst bis zu 30 m hoch war. Wahrscheinlich entstand dieser Bereich durch den mittelalterlichen Abbau, welcher in einer Zone erfolgte in der das Erzlager an der Oberfläche ausstrich und einer starken Verwitterung unterlegen war. Das damals geförderte Material wurde zur Aufbereitung in das Tal des Baches Roudenský potok befördert. Nachdem die oberflächennahen Partien abgebaut waren, ging man zum Abbau mittels Stollen und Schächten über. Überreste dieser mittelalterlichen Tiefbautätigkeit wurden im 18. und 20. Jahrhundert auf den 60 m Sohlen gefunden. Der Bergbau des späten 19. Jahrhunderts sowie insbesondere des Zeitraums 1904-1930 überprägte die Altbergbaubereiche jedoch stark, da die alten Pingen oftmals für Erkundungsarbeiten neu geöffnet wurden. Anschließend wurden sie oft wieder mit Abraum verfüllt. 

Dieses Bild zierte eine Ansichtskarte mit der das im Vordergrund links befindliche Hotel "Zur Goldenen Ecke" Reklame machte. Der Wenzel-Schacht, links oben ist neu ausgerüstet. Man rühmte sich dabei, eine tägliche Förderung von über 1 kg gediegenen Goldes zu haben!

(Quelle: Infotafel des Bergbaulehrpfads vor Ort)

Wenzel-Schacht (šachta Václav)

Der Wenzelschacht wurde im östlichen Bereich des Erzlagers abgeteuft. Er entstand ab 1784 unter der Administration der Auersperger und diente zunächst der Bewetterung. Nachdem die englische Betreibergesellschaft 1903 das Bergwerk übernommen hatte, wurde der alte Schacht zum Hauptförderschacht ausgebaut. Das Profil betrug seither 2,2 x 4,9 m bei einer Teufe von 112 m. Die Abbausohlen wurden in der Folge in Bezug auf diesen Schacht nummeriert. Im Jahr 1905 wurde eine weitere Abteufung bis auf eine 170 m-Sohle vorgenommen. Über dem Schacht entstand ein neuer Förderturm aus gewalztem Eisen. Die Achse der Seilscheibe lag in einer Höhe von 20 m und die gesamte Scheibe hatte einen Durchmesser von 1.600 mm. Eine Dampfmaschine mit 84 PS sorgte für den Antrieb. Der Dampf zum Antrieb wurde über eine 150 m lange Leitung von den Kesseln der Elektrizitätszentrale zugeführt. In einer Höhe von 11,8 m war eine Holzbrücke angelegt, auf welcher die ausgebrachten Erze mittels Wagen zu einer Kippvorrichtung verbracht werden konnten, die in die Sortieranlage mündete.


Bergleute bei der Arbeit in einem Abbauort des Wenzel-Schachts um 1930.

(Quelle: Infotafel des Bergbaulehrpfads vor Ort)

Im Laufe der Zeit wurden die Golderze auf ingesamt 14 Sohlen in Teufen von 60 - 420 m gefördert. Auf jeder neuen Sohle wurde ein Querschlag bis zur nächsten Störung angelegt. Auf dem entstandenen Gang wurden dann Kamine zur nächsthöheren Sohle ausgehauen. Normalerweise waren diese 10-20m voneinander entfernt. Ausgehend von den Kaminen entwickelte sich dann ein selbstständiger Abbau, wenn rückschreitend Kammern von 4 m breite und 2-3 m Höhe ausgehauen worden. Die Anlegung der Sprenglöcher wurde per Hand mit Bohrern und Fäusteln ausgeführt. Nur zur Anlegung der Kamine wurden pneumatisch betriebene Bohrer verwendet. Die Abbauorte lagen in felsigen und sandigen Partien. Weil das Gold meist nicht mit bloßem Auge wahrgenommen werden konnte richtete man sich beim Abbau nach Analysen, die täglich mit dem ausgebrachten Material durchgeführt wurden. Nach dem Krieg wurde der Förderturm abgerissen und der Schacht durch eine noch heute sichtbare Betonplombe versiegelt. Erhalten blieben darüber hinaus nur Mauerreste des Maschinenhauses sowie das Haus der Betriebsleitung.

Grubenriss der Schächte Wenzel und Aleš, gezeichnet 1933 von Hoffmann und Ježek. Erkennbar wird, die bedeutendere Teufe des neuen Schachts. Über einen Querschlag konnten weitere Abbausohlen erreicht werden.

(Quelle:

Infotafel des Bergbaulehrpfads vor Ort


Albert Schacht

Nach der Wiederinbetriebnahme des Bergbaus durch die englische Gesellschaft 1903 ging der Abbau rasch in große Tiefen, da das Erzlager steil einfiel. Nach dem Auffahren eines über das Erzlager hinaus verlängerten Stollens auf der 170m-Sohle wurde dort 1905 mit dem Abteufen eines Blindschachts namens Albert begonnen. Bei der Betriebseinstellung 1930 hatte man diesen auf eine Teufe von 360 m (im Bezug auf den Wenzel-Schacht) getrieben. Während der in der Nachkriegszeit erfolgenden Forschungsarbeiten wurde entschieden, den Albert-Schacht bis zur Oberfläche durchzuschlagen, weil der Wenzel-Schacht nicht mehr fahrbar war. Außerdem lag der Albert-Schacht zur Förderung auf den tiefer gelegenen Sohlen günstiger. 1951 wurde über dem vollständig hergestellten Schacht, der nun den Namen Aleš erhielt ein 11 m hoher Förderturm errichtet. Die Erkundungsarbeiten erfolgten bis 1956, wobei eine maximale Teufe von 510 m erreicht wurde. Der Schacht wurde anschließend mit einer Betonplombe versiegelt.


Quelle:

-bergbaufreunde -sachsen

Zeitschrift der deutschen Geologischen Gesellschaft