Alte Taufe Stollen
Schichtende im Alte Taufe Stollen am 26.Februar 1951
Der Klosterstollen ist das Ergebnis einer gemeinsamen Initiative des "Königlich Hannoverschen Ministerium der Finanzen und des Handels" und der "Klosterkammer Hannover", die das Grundstück besaß. Der Oberbergmeister Stopp aus Egestorf war die treibende Kraft hinter dieser wirtschaftspolitischen Kooperation.
Der Klosterstollen war ein ehrgeiziges Bergbauprojekt, das 1856 in einem alten Eichenwald am Deisterhang begann. Das Ziel war, neue Kohleflöze zu erschließen und das Wasser aus den bereits fördernden Stollen abzuleiten. Die Arbeit war hart und gefährlich, denn es gab starke Wasserzuflüsse und schlechte Wetterverhältnisse im Stollen. Die Bergleute mussten lange auf frische Luft warten, bis die ersten Wetterschächte gebohrt wurden. Der Stollen wurde von der Klosterkammer und dem Bergfiskus finanziert, aber die Klosterkammer zog sich 1864 zurück. Der Bergmeister Stopp übernahm die Leitung und hoffte auf Gewinn.
Nachdem Preußen das Königreich Hannover annektiert hatte, wurde die Verwaltung von dem preußischen Staat übernommen. Im Jahr 1867 entstand die königlich preußische Berginspektion am Deister, die für die staatlichen Gruben zuständig war. Diese wurden als "Königliche Steinkohlenbergwerke am Deister" bezeichnet.
Nach 13 Jahren Vortriebsarbeit wurde der 70 cm mächtiges Kohleflöz ,zwei Jahre vor Planung , am 7. Oktober 1869 bei einer Stollenlänge von 1474 Metern aufgeschlossen. Die Förderung wurde am 10. November aufgenommen.
Mit der Eröffnung der Eisenbahnstrecke 1872 hatte sich die Absatzmöglichlichkeit der Deisterkohle erheblich verbessert. Die Kohle wurde eine Zeit lang bis Hamburg, Mecklenburg und Berlin verfrachtet.
Bereits 1875 erfolgte der Durchschlag zum Sammann-Stollen im Fuchsbachtal.
1876 wurden erstmals Grubenpferde eingesetzt.
Mit den Durchschlag zum Egestorfer Stollen im Jahre 1882 wurde die Wetterführung wesentlich verbessert . Durch die Verbesserung der Wetterführung konnte die Förderleistung erheblich gesteigert werden.
Nachdem der Stollen 1884 mit dem Teufelskammerschacht in der Nähe des Nordmannsturmes und 1892 mit den Bullerbachschacht in Durchschlag gebracht worden war, standen wichtige Teile des Deistergrubenfeldes miteinander in Verbindung.
Der weitgehende Abbau der Kohlenflöze über den Stollensohlen war schließlich zwangsläufig Ursache für den Übergang zum Tiefbau.
Im Jahr 1888 begann östlich des Stollenmundlochs das Teufen des ersten von drei Schächten auf dem Zechengelände. Im Jahre 1892 wurde eine Schachtteufe von 115 erreicht. Mit erreichen des Kohleflözes im März 1896 löste der Wilhelmschacht den Klosterstollen als Hauptförderanlage ab.
Nach der Ausbeutung der erreichbaren Kohlenfelder wurde am 30.November 1921 die Förderung aus den Klosterstollen eingestellt.
Die Historie des Klosterstollens ist eine Geschichte härtester Bergmannsarbeit unter schwierigsten Bedingungen bei kargen Lohn. Neun Groschen betrug der Schichtlohn beim Anfahre des Stollens.
Immerhin haben die matten Wetter, wenn der " Öljekrüsel" vorm Dümper nicht mehr brennen wollte, das Stichwort " et brennt nicht " und damit die Gelegenheit zur " Busch-Schicht" gegeben, jene gute Schicht mit " Stückebuil ", Bier und Korn unter den hohen Buchen und Fichten des Waldes.
Der Deisterbergbau war im 20. Jahrhundert vor allem eine staatliche Angelegenheit. Die „Preussag“ übernahm 1923 die Kontrolle über die meisten Bergwerke in der Region. Barsinghausen war das Herzstück des Kohleabbaus im Deister. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg erreichte der Betrieb seinen Höhepunkt mit einer Jahresförderung von etwa 500.000 Tonnen Steinkohle. Damals arbeiteten mehr als 2.000 Bergleute im Deister.
Die kohlebeladenen Förderwagen des Alte-Taufe Stollens werden den Hang hinuntergebremst
Mit der Keilhaue wird die Kohle im Streb gelöst.
Historische Fotos - Aufnahmen stammen aus den Nachlass von Gerhard Dierssen der die Bergarbeiter im Alte Taufe Stollen am 26.Februar 1951 fotografiert hat.
Die Bilder werden im Bildarchiv der Region Hannover vorgehalten
Alte Taufe Stollen
Die Kohle wurde mittels Grubenpferd zutage gefahren
Bergarbeiterstreik im Klosterstollen
Im Jahre 1872 kam es zu einen heftigen Streik der Bergarbeiter des Klosterstollens, der als totaler Mißerfolg endete.
Das Oberbergamt forderte die Berginspektion zur unnachgiebigen Härte gegen die Streikenden auf.
Die Bergbauverwaltung hat den Bergarbeitern weder ein Streikrecht noch ein Mitbestimmungsrecht zugestanden. Der Streik brach zusammen, nachdem das Oberbergamt den Streikenden die Entlassung angedroht hatte.
Der damalige Werksdirektor Foitzick hatte sich mit der Entlassung der Streikleitung bei den Kumpels sehr unbeliebt gemacht. Er wurde nach dem Streik von der preußischen Regierung an die Berginspektion Rüdersdorf bei Berlin versetzt.
Mit der Ernennung seines Nachfolgers, dem spätere Berghauptmann von Detten, wurde das Verhältnis ausgeglichener.
Hannoverscher Kurier 26.7.1905
Vorwärts 21.09.1905,
Bergarbeiterzeitung 22.Dezember 1906 ( Organ des Verbandes der Bergarbeiter Deutschlands )
Deistergrube ( Barsinghausen )
Es wird Zeit, daß dieses fiskalische Werk ein Musterbetrieb wird, denn daß es heute schon einer sei, wagen wir nicht zu behaupten. So hatten die Anschläger vom Herrn Obersteiger die Weisung erhalten Kameraden, die durchnäßt seien, zuerst die Ausfahrt zu gestatten. Auch der Herr Bergrat bestätigte bei dem letzten Streik der Kommission diese Anweisung. Heute scheint man sich nicht mehr daran zu kehren. Die Fahrhauer stürmen vor, um nur mit den ersten Körben herauszukommen, sie fragen wenig nach den durchnäßten Kameraden, die den Zug ausgesetzt sind und sich leicht eine Krankheit wegholen können. Wie sagte doch Herr Bergrat Schlösser gegenüber der Kommission: Die Fahrhauer sollen bei der Ausfahrt die letzten sein, um feststellen zu können, ob sämtliche Leute aus ihren Abteilungen ausgefahren sind. Auch wird in letzter Zeit den Kameraden die sich vor so nasser Arbeit befinden, daß sie nicht die ganze Schicht aushalten können, die Ausfahrt vor Beendigung der Schicht vom Anschläger verboten. Der Herr Bergrat weiß doch jedenfalls auch, daß die Arbeiten auf der dritten Hülfsfahrt, Nordseite , direkt vom Wasser überflutet werden, sodaß, wenn man einmal durchgekrochen ist , einem das Wasser oben hinein und zu den Hosenbeinen wieder hinausläuft. Beschwert man sich bei den Steiger , daß eine achtstündige Schicht hier nicht auszuhalten sei, wird man zum Obersteiger gewiesen. Dieser verspricht wohl Änderung, doch bleibt es immer beim alten.
Die leeren Wagen im Umtriebe könnten so lange stehen bleiben bis die Menschenförderung beendet ist. Es dürfte sonst eines Tages passieren, wenn ein voller und ein leerer Zug nebeneinander stehen und die Leute darüber hinwegkommen, der leere Zug aber durch die Maschine angezugen wird, Menschenleben zu Grunde gehen. Passiert aber etwas, dann kann man von Scharfmacherseite hören, daß eine förmliche Sucht bestehe, in den Besitz einer Rente zu gelangen.
Wir hoffen, daß der Herr Bergrat, zu welchem die Kameraden noch Vertrauen besitzen, diese Mißstände beseitigt. Euch aber Kameraden , die ihr der Organisation noch fernsteht, rufen wir zu: Tretet ein in unsere Reihen, damit wenn nichts mehr helfen sollte, wir unsere Wünsche durch die Kraft der organisation erkämpfen können.
Bergarbeiterzeitung 16.September 1911 ( Organ des Verbandes der Bergarbeiter Deutschlands )
Barsinghausen Steinkohlenwerke
Statt besserer Lohnsätze einzuführen, werden diese hier immer schlechter.Das Gedinge wird derartig gedrückt, daß eine Anzahl Arbeiter nicht einmal auf den lumpigen Schichtlohn zu kommen vermag. Vor kurzem ist an eine ganze Reihe Arbeiter ein Gedingelohn von 2,79 Mark zur Auszahlung gelangt, während der Schichtlohn 3 Mark ausmachte. Diese 2,79 Mark sind verdient worden bei einer Arbeit, die nicht zu den angenehmsten zählt, sondern von Anfang bis zum Ende der Schicht müssen die Kameraden heran, um wenigstens dieses Trinkgeld zu verdienen. Auch in der Förderung wird ein kläglicher Lohn bezahlt. Für 25 Schichten 74.- Mark, als noch nicht einmal 3 ,- Mark pro Schicht werden trotz größten Fleißes verdient. Einige Kameraden hatten sogar nur 66 Mark Verdienst, und als dies am Lohntage in dem naiven Glauben waren , ihre Arbeitskraft hätte doch wohl einen höheren Wert, als dies paar Groschen, wurden sie zum Chef gerufen, der ihnen jedoch auch keinen Pfenig zulegte. Wenn der Werkmeister meint, daß das Geld jetzt keine Rolle spielt, so sei ihm gesagt, daß die Kumpels nicht zum Vergnügen zur Zeche gehen. Oder hat nur der Werkmeiser das Recht eine bessere Entlohnung zu fordern ?. Wir gönnen sie ihm, aber man vergesse doch nicht, was früher gewesen ist. Ebenfals herrscht großer Unwille darüber , daß man beim Schachtabteufen so überaus niedrige Löhne zahlt. <Während der zweite Schacht von fremden Arbeitern abgeteuft wurde, die annähernd 200 und über 300 Mark im Monat verdienten, werden beim Schlagen des neuen Schachtes nur 4 Mark pro Schicht und wenig darüber verdient. Dafür haben die hiesigen Kumpel, die den jetzigen Schacht schlagen müssen, allerdings kein Verständniß. Wir ersuchen den Herrn Bergrat, einmal die Lohnlisten zu vergleichen, und er wird obiges bestätigt finden. Diese enorme Reduzierung ist durch nichts gerechtfertigt, den die Lebensverhältnisse haben sich bekanntlich noch verschlechtert. Kameraden erscheint in der Bergarbeiterversammlung, bringt die Unorganisierten mit, dann können wir diesen Misständen zu Leibe gehen.
Wetterschacht
Nicht selten herrschte unter Tage mattes Wetter, es mangelte der Grubenluft an Sauerstoff, so dass ein Einfahren in den Stollen nicht möglich war. Zur Verbesserung der Frischluftzufuhr wurden am Emmerkenbrink ein Wetterschacht abgeteuft. Der Schacht wurde mit einen unterirdischen Wetterofen ausgerüstet, durch Verbrennung wurde Luft angesaugt und dadurch für eine stärkere Zirkulation der Grubenluft gesorgt
1892: Bergleute vor dem Mundloch des Klosterstollens, die Steiger sind an den Stöcken erkenntlich.
Der Bergmann Reinecke mit langen Kinnbart, als Barsinghäuser Original auch unter dem Namen " Burras" bekannt.
Das Besucherbergwerk Klosterstollen in Barsinghausen ist ein ehemaliges Steinkohlenbergwerk, das von der Preussag bis 1957 betrieben wurde. Seit Mai 1999 können Besucher einen Teil des unterirdischen Stollensystems besichtigen und mehr über die Geschichte und Technik des Bergbaus erfahren. Das Besucherbergwerk ist ein kulturelles und touristisches Highlight in der Region.
Quellen:
Barsinghausen Unter Klöppel, Schlegel und Eisen
Die Deister- Kohlepfade
Erinnerungen an den Steinkohle-Bergbau im Deistergebirge
Besucherbergwerk Klosterstollen
Die Chronik vom Klosterstollen von Friedrich Remmecke
Archiv Meyer