Klosterstollen

Alte Taufe Stollen


Schichtende im Alte Taufe Stollen am 26.Februar 1951 

 Klosterstollen


Der Klosterstollen ist als Gemeinschaftsanlage des " Königlich Hannoverschen Ministerium der Finanzen  und des Handels" sowie der "Klosterkammer Hannover" als Besitzerin des Flurstücks entstanden. Initiator dieser wirtschaftspolitischen Zusammenarbeit war der Oberbergmeister Stopp aus Egestorf.

Am 1. September 1856 begann in der Gemarkung hinter dem langen Kamp , inmitten eines alten Eichenbestandes, der Vortrieb des Klosterstollens.  Er lag tiefer am Deisterhang als die bereits fördernden Stollen und sollte neben der Auffindung tiefer gelegener Flöze auch zur Wasserlösung dienen. Die Arbeit im Stollen, an denen 14 Bergleute beteiligt waren, gestalteten sich durch schlechte Wetterverhältnisse und starke Wasserzuflüsse schwierig.  Die Stollenwasser hat ein vor dem Mundloch angelegter großer Teich aufgenommen und sind durch einen Waldgraben nach Eckerde abgeleitet worden. Frischluft brachte anfangs ein Bohrloch am Bergfestplatz  und der erst nach 12 Jahren abgeteufte erste Wetterschacht  am Emmerkenbrink. Weitere Wetterschächte wurden später am Spalterhals und am Glasberggrund abgeteuft.  Betriebsführer wurde der Berggeschworene Henne , Fahrhauer Ludwig Meyer, beide aus Osterwald.

1864 zog sich die  Klosterkammer aus den Bergbauprojekt zurück, der Stollenausbau wurde  komplett vom hannoverschen Bergfiskus übernommen und die Leitung dem Egestorfer Bergmeister August Friedrich Stopp übertragen. Die Klosterkammer blieb aber mit 6/31 am späteren Gewinn beteiligt.


Mit der der Annexion des Königreich Hannover durch Preußen,  unterstand die Verwaltung dem preußischen Staat.  Im Jahre 1867  wird die königlich preußische Berginspektion am Deister gegründet.

Die staatlichen Gruben wurden unter die " Königlichen Steinkohlenbergwerke am Deister " zusammengefasst.


 Nach 13 Jahren Vortriebsarbeit wurde  der 70 cm mächtiges Kohleflöz  ,zwei Jahre vor Planung , am 7. Oktober 1869 bei einer Stollenlänge von 1474 Metern  aufgeschlossen. Die  Förderung  wurde am 10. November aufgenommen. 

 

Mit der Eröffnung der Eisenbahnstrecke  1872  hatte sich die Absatzmöglichlichkeit der Deisterkohle erheblich verbessert. Die Kohle wurde eine Zeit lang bis Hamburg, Mecklenburg und Berlin verfrachtet.


Bereits 1875 erfolgte der Durchschlag zum Sammann-Stollen im Fuchsbachtal. 1876 wurden erstmals Grubenpferde eingesetzt.

Mit den Durchschlag zum Egestorfer Stollen im Jahre 1882 wurde die Wetterführung wesentlich verbessert . Durch die Verbesserung der Wetterführung konnte die Förderleistung erheblich gesteigert werden.

Nachdem der Stollen 1884 mit dem Teufelskammerschacht in der  Nähe des Nordmannsturmes und 1892 mit den Bullerbachschacht in Durchschlag gebracht worden war, standen  wichtige Teile des Deistergrubenfeldes miteinander in Verbindung.


Der weitgehende  Abbau der Kohlenflöze über den Stollensohlen war schließlich zwangsläufig Ursache für den Übergang  zum Tiefbau. 

Im Jahr 1888 begann östlich des Stollenmundlochs das Teufen des ersten von drei Schächten auf dem Zechengelände. Im Jahre 1892 wurde eine Schachtteufe von 115 erreicht. Mit erreichen des Kohleflözes  im März 1896 löste der Wilhelmschacht  den Klosterstollen als Hauptförderanlage ab. 


Nach der Ausbeutung der erreichbaren Kohlenfelder wurde am 30.November 1921  die Förderung aus den Klosterstollen eingestellt. 


Die Historie des Klosterstollens ist eine Geschichte härtester Bergmannsarbeit unter schwierigsten Bedingungen bei kargen Lohn. Neun Groschen betrug der Schichtlohn beim Anfahre des Stollens.

Immerhin haben die matten Wetter, wenn der " Öljekrüsel" vorm Dümper nicht mehr brennen wollte, das Stichwort " et brennt nicht " und damit die Gelegenheit zur  " Busch-Schicht" gegeben, jene gute Schicht mit " Stückebuil ", Bier und Korn unter den hohen Buchen und Fichten des Waldes.



Zu Beginn des 20.Jahrhunderts fiel der Bergbau fast vollständig in staatliche Hand, und zwar seit 1923 unter dem Dach der „Preussag“. In Barsinghausen, dem Zentrum des Deisterbergbaus, war ein leistungsstarker Großbetrieb entstanden, der zur Blütezeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg eine maximale jährliche Förderquote von rund 500.000 Tonnen Steinkohle aufwies. In dieser Spitzenzeit gab der Deister- Bergbau mehr als 2.000 Bergleuten Arbeit.




Bremser


Die kohlebeladenen Förderwagen des Alte-Taufe Stollens werden den Hang  hinuntergebremst

Hauer im Streb


Mit der Keilhaue wird die Kohle im Streb gelöst.

Historische Fotos    - Aufnahmen stammen aus den Nachlass von  Gerhard Dierssen der die Bergarbeiter im Alte Taufe Stollen am 26.Februar 1951 fotografiert hat.


Die Bilder werden im Bildarchiv der Region Hannover vorgehalten

Kohlenzug

Alte Taufe Stollen

Die Kohle wurde mittels Grubenpferd zutage gefahren

Bergarbeiterstreik im Klosterstollen

Im Jahre 1872 kam es zu einen heftigen  Streik der Bergarbeiter des Klosterstollens, der als totaler Mißerfolg endete.

Das Oberbergamt forderte die Berginspektion zur unnachgiebigen Härte gegen die Streikenden auf.

Die Bergbauverwaltung hat den Bergarbeitern weder ein Streikrecht  noch ein Mitbestimmungsrecht zugestanden.  Der Streik brach zusammen, nachdem das Oberbergamt den Streikenden die Entlassung angedroht hatte.

Der damalige  Werksdirektor Foitzick hatte sich mit der Entlassung der Streikleitung bei den Kumpels sehr unbeliebt gemacht. Er wurde nach dem Streik von der preußischen Regierung an die Berginspektion Rüdersdorf bei Berlin versetzt.

Mit der Ernennung seines Nachfolgers, dem spätere Berghauptmann von Detten, wurde das Verhältnis ausgeglichener.

Hannoverscher Kurier 26.7.1905

 Vorwärts 21.09.1905,

Bergarbeiterzeitung 22.Dezember 1906  ( Organ des Verbandes der Bergarbeiter Deutschlands )

Deistergrube ( Barsinghausen )

Es wird Zeit, daß dieses fiskalische Werk ein Musterbetrieb wird, denn daß es heute schon einer  sei, wagen wir nicht zu behaupten. So hatten die Anschläger vom Herrn Obersteiger die Weisung erhalten Kameraden, die durchnäßt seien, zuerst die Ausfahrt zu gestatten. Auch der Herr Bergrat bestätigte bei dem letzten Streik der Kommission diese Anweisung. Heute scheint man sich nicht mehr daran zu kehren. Die Fahrhauer stürmen vor, um nur mit den ersten Körben herauszukommen, sie fragen wenig nach den durchnäßten Kameraden, die den Zug ausgesetzt sind und sich leicht eine Krankheit  wegholen können. Wie sagte doch Herr Bergrat Schlösser gegenüber der Kommission: Die Fahrhauer sollen bei der Ausfahrt die letzten sein, um feststellen zu können, ob sämtliche Leute aus ihren Abteilungen ausgefahren sind. Auch wird in letzter Zeit den Kameraden die sich vor so nasser Arbeit befinden, daß sie nicht die ganze Schicht aushalten können, die Ausfahrt vor Beendigung der Schicht vom Anschläger verboten. Der Herr Bergrat weiß doch jedenfalls auch, daß die Arbeiten auf der dritten Hülfsfahrt, Nordseite , direkt vom Wasser überflutet werden, sodaß, wenn man einmal durchgekrochen ist , einem das Wasser oben hinein  und zu den Hosenbeinen wieder hinausläuft. Beschwert man sich bei den Steiger , daß eine achtstündige Schicht hier nicht auszuhalten sei, wird man zum Obersteiger gewiesen. Dieser verspricht wohl Änderung, doch bleibt es immer beim alten.

Die leeren Wagen im Umtriebe könnten so lange stehen bleiben bis die Menschenförderung beendet ist. Es dürfte sonst eines Tages passieren, wenn ein voller und ein leerer Zug nebeneinander  stehen und die Leute darüber hinwegkommen, der leere Zug aber durch die Maschine angezugen wird, Menschenleben zu Grunde gehen. Passiert aber etwas, dann kann man von Scharfmacherseite hören, daß eine förmliche Sucht bestehe, in den Besitz einer Rente zu gelangen.

Wir hoffen, daß der Herr Bergrat, zu welchem die Kameraden noch  Vertrauen besitzen, diese Mißstände beseitigt.  Euch aber Kameraden , die ihr der Organisation noch fernsteht, rufen wir zu: Tretet ein in unsere Reihen, damit wenn nichts mehr helfen sollte, wir unsere Wünsche durch die Kraft der organisation erkämpfen können.


Bergarbeiterzeitung  16.September 1911 ( Organ des Verbandes der  Bergarbeiter Deutschlands )

Barsinghausen Steinkohlenwerke

Statt besserer Lohnsätze einzuführen, werden diese hier immer schlechter.Das Gedinge wird derartig gedrückt, daß eine Anzahl Arbeiter nicht einmal auf den lumpigen Schichtlohn zu kommen vermag. Vor kurzem ist an eine ganze Reihe Arbeiter ein Gedingelohn von 2,79 Mark zur Auszahlung gelangt, während der Schichtlohn 3 Mark ausmachte. Diese 2,79 Mark sind verdient worden bei einer Arbeit, die nicht zu den angenehmsten zählt, sondern von Anfang bis zum Ende der Schicht müssen die Kameraden heran, um wenigstens dieses Trinkgeld zu verdienen. Auch in der Förderung wird ein kläglicher Lohn bezahlt. Für 25 Schichten 74.- Mark, als noch nicht einmal 3 ,- Mark pro Schicht werden trotz größten Fleißes verdient. Einige Kameraden hatten sogar nur 66 Mark Verdienst, und als dies am Lohntage in dem naiven Glauben waren , ihre Arbeitskraft hätte doch wohl einen höheren Wert, als dies paar Groschen, wurden sie zum  Chef gerufen, der ihnen jedoch auch keinen Pfenig zulegte. Wenn der Werkmeister meint, daß das Geld jetzt keine Rolle spielt, so sei ihm gesagt, daß die Kumpels nicht zum Vergnügen zur Zeche gehen. Oder hat nur der Werkmeiser das Recht eine bessere Entlohnung zu fordern ?. Wir gönnen sie ihm, aber man vergesse doch nicht, was früher gewesen ist. Ebenfals herrscht großer Unwille darüber , daß man beim Schachtabteufen so überaus niedrige Löhne zahlt. <Während der zweite Schacht von fremden Arbeitern abgeteuft wurde, die annähernd 200 und über 300 Mark im Monat verdienten, werden beim Schlagen des neuen Schachtes nur 4 Mark pro Schicht und wenig darüber verdient. Dafür  haben die hiesigen Kumpel, die den jetzigen Schacht schlagen müssen, allerdings kein Verständniß. Wir ersuchen den Herrn Bergrat, einmal die Lohnlisten zu vergleichen, und er wird obiges bestätigt finden. Diese enorme Reduzierung ist durch nichts gerechtfertigt, den die Lebensverhältnisse haben sich bekanntlich noch verschlechtert. Kameraden erscheint in der Bergarbeiterversammlung, bringt die Unorganisierten mit, dann können wir diesen Misständen zu Leibe gehen.

Wetterschacht

Nicht selten herrschte unter Tage mattes Wetter, es mangelte der Grubenluft an Sauerstoff, so dass ein Einfahren in den Stollen nicht möglich war. Zur Verbesserung der Frischluftzufuhr wurden am Emmerkenbrink ein Wetterschacht abgeteuft. Der Schacht wurde mit einen unterirdischen Wetterofen ausgerüstet, durch Verbrennung wurde Luft angesaugt und dadurch für eine stärkere Zirkulation der Grubenluft gesorgt 

1892: Bergleute vor dem Mundloch des Klosterstollens, die Steiger sind an den Stöcken erkenntlich.

Der Bergmann Reinecke mit langen Kinnbart, als Barsinghäuser Original auch unter dem Namen " Burras" bekannt.

1935

Lohnzettel von Heinrich Meier aus Bad Nenndorf 

Besucherbergwerk  Klosterstollen Barsinghausen

Quellen:

Barsinghausen  Unter Klöppel, Schlegel und Eisen

Die Deister- Kohlepfade

Erinnerungen an den Steinkohle-Bergbau im Deistergebirge

Besucherbergwerk Klosterstollen

Die Chronik vom Klosterstollen von Friedrich Remmecke

Archiv Meyer



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Der Klosterstollen Barsinghausen, offiziell das Besucherbergwerk Klosterstollen, ist ein Besucherbergwerk in der Stadt Barsinghausen, das im Mai 1999 eröffnet wurde und einen Teil des stillgelegten Steinkohlenbergwerks Barsinghausen zeigt. Bis 1957 wurde durch die Preussag in  der Zeche Steinkohle abgebaut.