"Nach den anliegenden Gutachten ist bei einer jährlichen Förderung von 2 1/2 Millionen Himten mit Sicherheit eine Dividende von 24 Prozent zu erwarten, die sich selbstverständlich steigern wird, wenn das jährliche Förderquantum erhöht wird "
..." Diese günstigen Conjuncturen, verbunden mit dem immer mehr sich steigernden, kaum zu befreidigenden, durch aller Orten neu entstehende industrielle Etablissements, durch neue Eisenbahnen u.s.w. erhöhten Consum der Steinkohlen, versprechen auch die Werke am Deister eine glänzende Zukunft, machen aber auch eine bedeutendere Kohlengewinnung und Förderung, als bisher im Stollenbetreib möglich war, zur Notwendigkeit, sie verlangen und bedingen bedeutende Tiefbauanlagen."
Dergleichen Anpreisungen fanden zu jener Zeit nur zu leicht Glauben. Die Zeichnung einer genügenden Anzahl von Actien erfolgte bald.
Bereits am 1. September 1857 trat unter dem Namen " Deisterbergwerks-Gesellschaft" eine Commanditgesellschaft zusammen.
Rieffenberg wurde der alleinige verantwortliche Gerant ( Geschäftsführer) der Gesellschaft. Die Gesellschaft hatte ihren Sitz und ihren Gerichtsstand in Hannover; ihre Dauer war auf 70 Jahre bestimmt. Das Grundcapital betrug 400.000 THlr., bestehend aus 2250 Actien.
Im August 1857 forderten dieselben zur Gründung einer Actiengesellschaft zum Zwecke des Abbaues der durch spätere Ankäufe von den benachbarten Gemeinden Winninghausen und Hohenbostel bis auf 2200 Morgen vergrößerten Kohlenfelder auf. Wie groß die Hoffnungen waren, welche man auf das Unternehmen setzte, geht aus dem damals veröffentlichten Prospecte vom 26.August 1857 hervor,worin es heißt:
" Für jedes industrielle Land hat die Steinkohle unverkennbar eine große Bedeutung, für unser Vaterland aber keine Kohle eine höhere, als die Deisterkohle.
Berücksichtigt man nun aber noch, daß Hannover von dem kohlenreichen Westphalen circa 30 Meilen entfernt, mithin außer den Einflüssen Westphälischer Concurenz liegt, daß ferner nach den angeschlossenen Gutachten eine gutbackende Coakskohle versprochen wird, und daß endlich die projectierte ohne Zweifel zu Stande kommende Deister-Eisenbahn der Deisterkohle einen sicheren Absatz weit über Braunschweig hinaus und namentlich in Magdeburg sichert , so steht unwiderleglich fest, daß die Deisterkohlenwerke eine glänzende Zukunft haben ...."
Das Bantorfer Werk
Dieses liegt in der Bantorfer Feldmark am westlichen Ende des Deisters. Gründer desselben sind E. Hostmann zu Peine und der Kaufmann C.L.Rieffenberg zu Hannover. Diese kauften durch Verträge vom 13.April 1854 und 13.Januar 1856 von verschiedenen Grundbesitzern der Gemeinde Bantorf -Luttringhausen die dortigen Kohlenfelder und gingen darauf zunächst mit Bohr- und Schürfversuchen vor. Eine zweijährige Frist zum Rücktritte vom Kauf war zu Gunsten der Käufer vorbehalten. Am 13.Januar 1856 wurde diese Frist bis dahin verlängert, daß der inzwischen angelegte Schacht bis auf die Kohlen abgeteuft sein würde. Dieses Ziel war bald darauf erreicht . Bereits am 8. April 1856 gaben die Unternehmer eine Erklärung dahin ab,daß sie bauwürdige Kohlen gefunden hätten und zur Anlage eines Bergwerks schreiten wollten.
Der angelegte Schacht, welcher den Namen Carlsschacht erhielt, liegt oberhalb Bantorf; durch ihn war das liegende Deisterflöz 40 Lachter tief in einer Mächtigkeit von 24 bis 27 Zoll aufgeschlossen. Es begann eine mäßige Förderung. Die Wasserlösung wurde mittelst einer Maschine beschafft. Mit recht vermuthete man, daß sich das Flöz in der Teufe veredeln und an Mächtigkeit zunehmen würde. Es galt daher dasselbe an einer tieferen Stelle zu fassen. Ein Stollen würde bei der geringen Abdachung des Gebirges nur wenig Felderhöhe eingebracht haben. Die Unternehmen waren deshalb auf Tiefbau angewiesen, wozu ihnen jedoch die Mittel fehlten.
Steinkohlebergwerke im Königreich Hannover
Georg der III war ab den 25.Oktober 1760 König von Großbritanien und Kurfüst von Braunschweig- Lüneburg.
Verwaltet und regiert wurde Kurhannover über die Deutsche Kanzlei in London und den dortigen hannoverschen Minister
sowei den Geheimen Rat in Hannover. Im Jahre 1814 wurdeauf den Wiener Kongreß das Königreich Hannover ausgerufen.
" Geschichtliche Darstellung des Kohlenbergbaues im Fürstenthum Calenberg" 1866 von Amtsassessor A. Ebert zu Lehe"
Ebert 1866
Der untere Tiebauschacht ( Antonieschacht ) wurde bald darauf begonnen; eine zahlreiche Knappschaft wurde angenommen, Betriebs- und Aufsichtsbeamte angestellt und eine prächtige Zeche erbaut.
Am 15 Mai 1859 änderten sich die Rechtsverhältnisse der der Gesellschaft dahin, daß sie sich in eine Actiengesellschaft verwandelten, welcher unter dem 2. März 1861 Corporationsrechte beigelegt wurden. An Stelle der Geranten trat jetzt ein kündbarer Drector, welcher sämtliche Geschäfte der Anstalt, sowohl die technischen als kaufmännische allein zu leiten hatte.
Der Betrieb hatte obwohl der Hauptschacht noch nicht auf das Flöz hinunter gebracht war, doch bereits eine ziemliche Ausdehnung genommen: im Jahre 1861 wurden 200 Arbeiter beschäftigt und 357.940 Balgen Kohle mit einen Broduktionswerthe von 40.566 Thlr. gefördert.
Durch die Ungunst der Verhältnisse wurde das Aufblühen des Werkes jedoch bald wieder verhindert. Ungünstig wirkte die Herabsetzung des Eisenbahntariefs für Kohle, welche eine bedeutende Koncurrenz Westphälischer Kohlen und ein Sinken der Kohlepreise zur Folge hatte, ferner der starke Wasserzudrang zu dem unteren Tiefbauschachte, welcher große Kosten verursachte, die unerwartete tiefe Lage ( 80 Lachter ) des Kohlenflözes, welches man noch immer nicht erreicht hatte, und endlich der gegen Ende des Jahres 1861 stattgefundene Brand der Zeche und des Maschinengebäudes über den Carlschachte, der den Betrieb dieses Werkes ganz lam legte.
Da die Geldmittel nicht weiter anzuschaffen waren, kam das Werk im Jahre 1863 zum Erliegen. Im März jenes Jahres wurde die Knappschaft entlassen und der Betrieb gänzlich eingestellt.
Die Actien der Deisterbergwerks- Gesellschaft sind bei gegenwärtiger Lage des Werks werthlos.
Über dem Tiefbauschacht wurde ein sogenannter Malakowturm mit Nebengebäuden errichtet, in dessen Innerem die Förderanlagen eingebaut wurden.
1870 übernimmt die neue Actiengesellschaft Bantorfer Bergwerks-Gesellschaft für 175 000 Taler die Gewinnungsrechte in Bantorf, Luttringhausen, Hohenbostel, Winninghausen und Wichtringhausen. Grundstücke und Anlagen der Deister-Bergwerksgesellschaft sind im Preis inbegriffen.
1894 legten die Bergleute für insgesamt acht Wochen die Arbeit nieder. Sie wollten damit eine verbesserte und vor allem gerechtere Entlohnung, die Beseitigung von Willkürmaßnahmen und die Rücknahme von Kündigungen erreichen. Es war der längste und härteste Arbeitskampf im Deisterrevier; die Bergleute mussten ihn erfolglos abbrechen.
Eberhard Grimm leitet von 1891 bis 1900 das Bergwerk in Bantorf, zwei Jahre später starb er.
Am 01.07.1907 übernimmt der Staat zum Preis von 1,7 Millionen Mark die Bantorfer Bergwerksanlagen. Noch im selben Jahr wird eine Verbindung mit den Barsinghäuser Tiefbauanlagen geschaffen.
Das Ende kam 1928: Während der allgemeinen Wirtschaftskrise erwies sich die Steinkohleförderung in Bantorf als nicht mehr rentabel, die Anlagen wurden stillgelegt.
1929 wird das Anschlussgleis zur Eisenbahnstrecke abgebaut. Mindener Pioniere sprengten 1938 den etwa 60 Meter hohen Schornstein der Zeche. Im selben Jahr verschwand auch die mächtige Bergenhalde. Das Material diente als Unterbau für die Autobahn, der heutigen A 2.
Quelle:
Stadt Barsinghausen hier gehts bergbauf.
Schachtgebäude, in dem die Förderanlage des Antonieschachts untergebracht war , eine Rarität im deutschen Bergbau.
Das Landschaftsbild Bantorfs war zu jener Zeit geprägt von dem Malakowturm, dem 60 Meter hohen Schornstein und der rasch wachsenden Abraumhalde zwischen Ortschaft und Bahnstrecke.
Foto :
Ausschnitt aus einer Ansichtskarte um 1900 - Schachtgebäude gesehen von der Bergenhalde Richtung Deister
Quelle : Stadt Barsinghausen
Zechengelände mit dem Eisenbahnanschluss
Für den Kohlentransport erhielt das Bergwerk ein eigenes Anschlussgleis, auf dem die Güterwagen von einem Drahtseil mit Haspelantrieb hinaufgezogen bzw. hinabgelassen wurden.
Quelle: Stadt Barsinghausen
Historische Ansicht auf das Zechengelände mit dem Knappenheim (links), der Bergenhalde und dem Schornstein. Die Zeche warb viele auswärtige Bergarbeiter an, die in dem Knappenheim untergebracht und verpflegt wurden.
Mittlerer Gebäudeteil mit Förderturm. Körbe: je Fahrt 8 Personen oder 2 10-Scheffelwagen.
Östlicher Anbau, große Wasserpumpe, später Kompressor und Beamtenwohnungen.
Westlicher Anbau, Wohnung Direktor(oben), im unteren Bereich Büros, Steigerzimmer und Magazin.
Quelle: Frank Hermann