18. und 19. Jahrhundert

            Der Steinkohlenbergbau am Bröhn im 18. und 19. Jahrhundert

Der Steinkohlenbergbau im Deister, dessen Wurzeln im 16. Jahrhundert liegen entwickelte sich im 19.Jahrhundert weiter bis zur industriellen Dimension.

Recht auf Bergbau unter dem Bröhn und Hülsebrink

 

Franz-Ernst Graf von Platen, Minister im Kabinett des Kurfürsten Ernst August ( 1692 vom Kaiser die kurfürstliche Würde erhalten ) wurde am 17.Januar 1696  mit dem Recht auf den Bergbau nach Steinkohlen unter dem Bröhn und Hülsebrink erblich beliehen. Der neunte Kurfüst im damaligen " Heiligen Römischen Reich" hat die Verleihung  an die Bedingung geknüpft, dass der anzulegende Betrieb, weder der Landesherrschaft noch dem Kloster Wennigsen zum Schaden gereichen soll.

Bereits 1695 hatte der Graf von Platen mit dem Anlegen eines Schachtes am Bröhn begonnen. Um Weihnachten 1695 sollen bereits die ersten Kohlen gefördert worden sein. Zur Ableitung des Wassers, war das Anlegen eines Stollens umgehend erforderlich, hierzu verpflichtete der Graf von Platen 12 Bergleute aus dem Harz.   Es wurde nur Brandkohle gewonnen. Ob damals schon ein Grundstollen angelegt wurde lässt sich nicht feststellen, da die Quellen bis 1730 dürfig sind.

1731 wird berichtet, dass der Klosteramtmann von den Platenschen Bergleuten, die seinerzeit in kleinen Katen am Waldrand wohnten, die üblichen Abgaben verlangte. Die Bergleute waren vom Harz mit der Zusage der  der völligen Abgabefreiheit nach Wennigsen gekommen und verweigerten somit die Abgabe. Der Streit spitzte sich zu, 1732 hat der Amtmann 10 Kessel im Wert von 30 rtlr beschlagnahmt. 1732 mussten sich die Geheimen Räthe einschalten und der Amtmann wurde  eindringlich " te rechte puzet" Er musste umgehend für Entschädigung sorgen.

In dem Forstbereisungs-Protokoll vom Jahre 1747 heißt es:  " Unten am Bröhn sind gegenwärtig verschiedene Steinkohlegruben, welche  der Herr Graf von Platen  seit den letzten 52 Jahren betreiben läßt. Das benötigte Holz wird aus der  Wennigser Klosterforst angekauft" . 

Das Klosteramt Wennigsen berichtet am 11. April 1750, das Werk könne nach Aussagen der Bergleute kein Jahr fortgeführt werden, weil nur noch wenig Kohlen vorhanden seien; es muss dann ein neuer Stollen zur Ableitung des Wassers angelegt werden.

Da dieser jedoch 4000 Thaler kosten werde, so zweifelt man, ob die Erben von Franz-Ernst von Platen so viel Geld aufwenden werden.

Das Steinkohlenbergwerk am Bröhn um 1753


 Ein Bericht des Amtes Calenberg aus dem Jahre 1753 besagt, dass aus einem

Schacht von etwa 100 Fuß Tiefe, seit 1751 Kohlen gefördert werden. Ohne die

Anlage eines neuen Schachtes oder Stollen wird noch etwa 3- 4 Monate Kohle

gefördert werden können. Es arbeiten darin 4 Meister, 4 Jungen und

2 Aufwindler ( Haspeler), welche zusammen täglich 52 Balgen  a. 50 kg Kohlen

förderten. Der Himten Kohlen kostete damals 4 Mgr. Der Bruttogewinn des

Werks belief sich, vorausgesetzt, dass sämtliche geförderte Kohlen verkauft

wurden, auf täglich 5 Thl. 28 Mgr. Der Tageslohn betrug für die Meister 8 Mgr.,

Junge 4,5 Mgr., Aufwinder 7 Mgr.

Das Werk lieferte nur Brandkohle, welche in der Lindener Kalkbrennerei und im

dortigen Brauhause eingesetzt wurde.

Der Fuhrlohn vom Bröhn wurde für ein Fuder zu 26 Himten mit 1 Thl. 6 Mgr .

bezahlt.

Die Kohlenlager des Deisters sind nur mäßig ausgebeutet worden. Zu jener

Zeit herrschte Raubbau vor, der sich auf die oberflächlichen Kohlenvorkommen, das hangende Flöz, beschränkte. Der Abbau wurde so betrieben, dass man einen Schacht abteufte, das damit aufgeschlossene Kohlenfeld abbaute, dann wieder an einer anderen Stelle einschlug und dasselbe Spiel wiederholte. Wie unwirtschaftlich diese Art des Verfahrens ist, liegt auf der Hand; die unzähligen Schächte ( Bröhn 92 ) welche z.T. noch heute im verfallenen Zustand sichtbar sind, geben ein Zeugniss von den Bergbau der damaligen Zeit ab. Im Jahre 1797 wurde der Bergbaubetrieb eingestellt.

Stuckenbrock und der Bergbau am Bröhn bei Wennigsen


Der Bergbau am Bröhn bei Wennigsen hat eine lange Geschichte, die auch mit dem Namen Stuckenbrock verbunden ist. Stuckenbrock war ein Kalkhändler aus Linden, der im Jahr 1799 die Bergwerke am Bröhn pachtete. Er wollte dort Steinkohle  abbauen, aber er stieß auf Schwierigkeiten. Er verpflichtete sich  einen tiefen Stollen zur Wasserableitung vorzutreiben, und auch das Wasser aus den herrschaftlichen Gruben  am Süerser Brink abzuleiten, aber er hielt sich nicht an seine Verpflichtung. Er wurde  verklagt und verlor sein Vermögen. Im Jahr 1803 übernahm der Gerichtsschreiber Michaelis die Pacht, aber auch er hatte keinen Erfolg. Er gab die Rechte an den Bergwerken 1807 an den Kalklieferanten Egestorf weiter.

Glück Auf !




Der Deister heute ein wichtiges Naherholungsgebiet  und von forstwirtschaftlicher Bedeutung.

Doch in der Vergangenheit war er auch eine wichtige Quelle für verschiedene Bodenschätze.

Steinkohle, Kalk und Sandstein wurden hier abgebaut und trugen zum industriellen Wachstum im 19. Jahrhundert bei.  

Der Deisterbergbau war somit ein wichtiger Faktor für die Industrialisierung im Raum Hannover.

 

Der Bergbau fand in einer durch jahrhundertelange land- und forstwirtschaftliche Nutzung  und Ausnutzung entstandenen Kulturlandschaft statt.

Die Bergbautätigkeit hat die Landschaft nachhaltig verändert.

Noch heute kann man an vielen Stellen die Spuren des Bergbaus erkennen: alte Halden, Schächte, Stollen und verfärbte Bäche zeugen von der Vergangenheit. 

Einige Schächte sind nur teilweise verfüllt und in der Vergangenheit sind  die Füllsäulen der Schächte mehrfach nachgebrochen, so dass sich an der Tagesoberfläche Senkungs- bez. Bruchtrichter ( Pingen) um die Schachtöffnungen gebildet haben.

Insbesonder auf dem Bröhn sind diese Relikte aus dem Steinkohle - Deisterbergbau noch heute gut zu erkennen .


Im Bereich von Bredenbeck wurden im Jahre 2014  durch das Landesamt für Bergbau , Energie und Geologie aus Clausthal Zellerfeld, sogenannte Tagesöffnungen überprüft.  Das Ergebnis ist der Kniggeschen Forstverwaltung  gemeldet worden, diese ist für die  dauerhalfte  Sicherung der "kritischen" Tagesöffnungen zuständig.


In den letzten Jahren hat sich das Geocaching als eine beliebte Freizeitaktivität etabliert, bei der auch die alten Stollen erkundet werden. Dies ist jedoch sehr riskant, da die Stollen jederzeit einstürzen können. Deshalb sollte man die alten Bergwerksanlagen nicht mehr betreten.


Bei den alten Bergwerksanlagen besteht immer eine  Einsturzgefahr, daher sollten die Stollen nicht mehr befahren (begangen) werden .


Einige Stollen aus den Bergbaurevier oberhalb Wennigsen

Bröhner Stollen

Der Stollen wurde  1639 aufgefahren und liegt am Forsthaus Georgsplatz

Bröhner Schacht

Der Schacht wurde  1695 abgeteuft, stillgelegt erst 1924

Dorotheen Schacht

Der Schacht wurde 1878 abgeteuft und 1924 verlassen

Unterer Feldbergstollen

Der Stollen wurde 1880 aufgefahren

Oberer Feldbergstollen

Der Stollen wurde  1854 aufgefahren

Hülsebrink- Stollen

Der Stollen wurde  1847 mit geringer Länge aufgefahren und 1921 bis 1924  von der Friedrichshall AG mit guten Fördermengen bis zur Erschöpfung nochmals betreiben.

Brems Stollen I

Der Brems-Stollen I wurde in einer Länge von 74 m im Jahre 1873 aufgefahren

Brems-Stollen II

Der Brems-Stollen II wurde mit einer Länge  von 106 m im Jahre  1875 aufgefahren.

Der Stollen ist mit dem Oberen- und Unteren Deisterstollen durchschlägig.

( Aus Vortrag von Horst Krenzel  15.9.2004  )

Der alte Bergarbeiterverband

Im Jahre  1898 waren  die Wennigser Bergleute im alten Verband aktiv.

Der Monatsbeitrag betrug 30 Pfennig ,im Mai 1898 haben die Wennigser Bergarbeiter einen Betrag von 18,60 Mark als Mitgliedsbeitrag an den Verband überwiesen.

Über die Generalversammlung des Verbandes hat der Wennigser  Richard Hammer einen ausführlichen Artikel in der  " Deutsche  Berg- und Hüttenarbeiter- Zeitung" vom 11.Juni 1898 geschrieben. 


  " .......Wohl selten hat  den Kameraden ein Antrag des  Vorstandes so lebhaft  interessiert, als der , eine Sterbekasse einzuführen, um dadurch die uns fern stehenden Kameraden durch materielle Vortheile besser für unsere Sache zu gewinnen und die gewerkschaftliche Organisation dadurch weiter aufzubauen..... Der Bergarbeiterverband soll gerade für jeden Kameraden ein Stück seiner Existenz sein, der Bergmann muss fühlen , daß sein Verband überall hinter ihm steht, erst dann wird er ihm auch ans Herz wachsen....Schulter an Schulter müssen wir für unsere Rechte einteten..... Der Artikel endet mit " In der Vereinigung ist  Kraft ! Beherzigen wir diese Worte, erweitern wir den Horizont unseres Wissens, stellen wir die Sache des Verbandes über die Person, dann ist der Sieg nicht fern, dann wird der Tag unserer Generalversammlung sein ein Ehrentag für die Organisation ein Siegestag des deutschen Bergmannstandes "

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"Einen überraschend schnellen Aufschwung nahm die  Organisation der Bergleute am Deister ( Hannover ), wo ohne jedes Zuthun der Verbands " Hetzer" innerhalb weniger Wochen sich eine recht starke Mitgliedschaft des Verbandes entwickelte."

Quelle: Correspodenzblatt der Generalkomission der Gewerkschaften Deutschlands vom 24.1.1898

 Wetter Satz

um Stollen und Schächte von bösen Wetter zu reinigen

Haspelknechte

Haspler wurden Männer im Bergbau genannt, die Untertage abgebautes Berggut durch Hochwinden nach oben förderten. Diese wohl größte kräftezehrende Arbeit in einem Schacht geschah mittels einer Förderhaspel. Sie bestand aus einen drehbar, waagerecht liegenden Trommel, die an beiden Seiten mit  einen Zapfen im lager lag. Die Trommel selbst war ein drehbarer walzenförmiger Hohlkörper, auf der sich die tragende Kette, an der die Last hing, auf und ab bewegt. Der Umlauf der Trommel wurde damals durch Menschenhand mit Kurbel ausgeführt