Das Steinkohlenbergwerk Argestorf-Wennigsen
der AG " Kaliwerke Friedrichshall"
Bereits im Todesjahr von Georg Egestorff wurde die Hannoversche Maschinenfabrik ( spätere Hannomag) von den Erben verkauft. Die Egestorffschen Bergwerke wurden der von Georg Egestorff noch 1861 gegründeten Lindener Zündhütchen- und Tonwarenfabrik zugeschlagen. In der Fabrik wurden jährlich rund 300 Millionen Zündhütchen und Metall-Patronen hergestellt , die in alle Weltteile exportiert wurden.
1920 hat die " Kaliwerke Friedrichshall Aktiengesellschaft " in Sehnde von der Lindener Zündhütchen- und Tonwarenfabrik, Hannover-Linden das Recht auf Kohlenabbau am Bröhn und Hülsebrink erworben.
Für den Tages- und Maschinenbetrieb waren die Kaliwerke dringend auf die Deisterkohle angewiesen.
Die Kohle aus den Revieren von Rhein und Ruhr stand nach dem 1. Weltkrieg nicht mehr zur Verfügung.
Das Gebiet war besetzt und die Kohle wurde nach Frankreich geliefert.
Bereits im November 1919 hat die AG " Kaliwerke Friedrichshall" die Abbaurechte von den Woeltje'schen Erben in der angrenzenden Genossenschaftsforst erworben und damit begonnen die vorhandenen Strecken und Stollen aufzuwältigen . Als verantwortlicher Betriebsführer wird der Fahrsteiger Max Scharf in Wennigsen, Gasthof zum Schützenhof genannt.
Für den schnellen Abtransport der gewonnenen Steinkohle hat die AG Kaliwerke Friedrichshall eine Feldbahn vom Bremsberg bis zum Waldrand gebaut. In der Bauernforst sind der Untere Deisterstollen ( Mögebierstollen)und der Obere Deisterstollen ( Kettelstollen) für den Abbau der Wealden-Steinkohle wieder betriebsbereit gemacht worden. Im Betriebsplan von 1920 wird beabsichtigt die in verschiedenen Höhenlagen übereinander liegenden Stollen Hülsebrinkstollen, Bremsstollen I, Bremsstollen II sofort aufzuwältigen und in fahrbaren Zustand zu bringen. Soweit dies für den Abbau erforderlich ist, sollen die Stollen mit Gleisen versehen werden. Nach Beendigung der Aufwältigungsarbeiten sollen die vorhandenen Fährten und Abbaustrecken in fahrbaren Zustand gebracht werden und dann mit der Gewinnung der anstehenden Kohlen, in der am Deister üblichen Weise begonnen werden. Die Baue der drei Stollen sind miteinander verbunden. Durch die Durchschläge wird eine gute Bewetterung der einzelnen Grubenbaue gewährleistet. Die gewonnenen Kohlen sollen durch Schlepper von Hand in den Stollen zu Tage geschafft werden. Und von hier aus zunächst per Achse auf den vorhandenen Wegen zu Tale gebracht werden.
Die unter dem Niveau des Hüsebrinkstollen an der Grenze der Genossenschaftsforst am Hülsebrinkfelde noch anstehende Kohlen sollen von den Grubenbau des Deisterstollens aus mit abgebaut werden.
aus "Hann.190 Hannover (Bergrevier Hannover-Süd)"
Der Transport der Kohle erfolgte mit Lokomotiven auf der Schmalspurbahn zum Waldkater, hier wurde auf Pferdefuhrwerke umgeladen und die Kohle zum Bahnhof Wennigsen gefahren. Die alte Trasse der Schmalspurbahn ist noch heute am Hülsebrink unterhalb der Münder Heerstraße zu sehen .
Kettelstollen im Jahre 2016
Geschehen zu Hannover, Luisenstrasse Nr.12 in der Amtsstube des Notars Berger am 31. Januar 1920.
Vor mir dem Notar Justizrat Richard Berger zu Hannover erschienen heute, mir von Person bekannt:
1.Für die Aktiengesellschaft in Firma" Lindener Zündhütchen- und Thonwaaren-Fabrik" deren Vorstand Herr Direktor Oscar Schoenijahn zu Hannover wohnhaft;
2. Für die Aktiengesellschaft in der Firma " Kaliwerke Friedrichshall Aktiengesellschaft" zu Sehnde, Prov. Hannover deren Vorstand, Herr Direktor Theodor Freise zu Sehnde wohnhaft,
mit dem Ersuchen um Aufnahme nachfolgender Verhandlung zu noteriellem Protokoll.
Zwischen beiden Firmen wurde Vertraglich vereinbart
§1
Durch Urkunde vom 11. Januar 1696 hat der Herzog Ernst August zu Braunschweig-Lüneburg dem Grafen Platen das vererbliche und veräusserliche Recht verliehen, die im Deister unter dem Bröhn und dem Hülsebrink des Kloster Wennigsen anstehenden Steinkohlen zu gewinnen und zu verwerten.
Dieses Abbaurecht ist durch Erbpachtvertrag vom 14/26 Mai 1852 auf den Fabrikanten Georg Egestorf zu Linden bei Hannover übergegangen und später von den Egestorff`schen Erben auf die Lindener Zündhütchen und Thonwaaren-Fabrik übertragen.
Die Zündhütchenfabrik verpflichtet sich, die ihr zustehende Kohlenabbaugerechtigkeit an Friedrichshall gegen Uebernahme aller ihr dieserhalb aus den eben erwähnten Verträgen obliegenden Verpflichtungen unter den in diesem Vertrag festgesetzten Verpflichtungen zu übertragen und grundbuchlich auf Friedrichshall umschreiben zu lassen.
Mitübertragen wird auch das in §7 des mit der Klosterkammer zu Hannover abgeschlossenen Vertrages vom 7. März 1854 stipulierte dauerhafte Mitnutzungsrecht des sog. Tiefen Georgstollen nebst Nebenstollen .....
§2
Für jeden auf Grund dieses Vertrages von Friedrichshall aus dem Untergrunde des Bröhn und des Hülsebrink geförderten Steinkohlen hat Friedrichshall an die Zundhütchenfabrik bis zum 15. des der Förderung folgenden Monat eine Förderzins von 10 Pfennig zu zahlen.
Für die Zeit vom 1. Januar 1921 ab garantiert Friedrichshall einen jährlichen Förderzins von min. 1500 M auch für den Fall, das überhaupt nicht gefördert wird .
Hülsebrinkstollen
Hülsebrinkstollen
Der Stollen wurde im Jahre 1847 aufgefahrenund in Holz mit deutschen Türstock ausgebaut.
Vor den Mundloch des Hülsebrinkstollen stehen mit Kohle gefüllte Förderwagen.
Die Stahlförderwagen stammen aus den Sehnder Kalischacht.
Friedrichshall hat u.a. den Stollen von 1921 bis 1924 betrieben.
Quelle :
Bild und Text
Horst Krenzel Erinnerungen an den Steinkohle- Bergbau im Deistergebirge
Anschreiben zum Vertrag zwischen der Lindner Zündhütchen und Thonwaaren-Fabrik und dem Kaliwerk Friedrichshall Aktiengesellschaft vom
31. Januar 1920
( in der Amtsstube des Notar Berger ,Luisenstraße Nr. 12 in Hannover )
Historische Aufnahme Kaliwerk Friedrichshall
Foto: RMS Sehnde
Bremsstollen II im Steinkohlenbergwerk Argestorf-Wennigsen der AG Kaliwerke Friedrichshall
Foto - 2016
Grubenriss vom Hülsebrink-Stollen und Brems-Stollen I aus dem Jahr 1920