Egestorfer Stollen

                   Egestorfer Stollen

der Königlich Preußischen Bergbauinspektion am Deister

 1874 bis 1898

         

Egestorfer Stolln im Volksmund  als " Neue Anlage " bezeichnet


Der Stollen wurde unter der Leitung der Königlichen Berginspektion Deister  1874 aufgefahren

1878 war die gesamte Anlage einschließlich der Pferdeförderung unter und über  Tage fertiggestellt. Für den Kohlentransport mit der 1872 eröffneten Deisterbahn wurde am Egestorfer Bahnhof ein Ladegleis und eine Ladebühne angelegt.

1877 haben bereits 273 Bergleute hier gearbeitet.

Wilhelm Heidorn " Königlicher Obersteiger a.D."

schreibt im Jahre 1903 über den Bergbau zwischen Kniggenbrink und oberen Klusbrink


Am 7.Mai 1874 wurde im Tal zwischen Kniggenbrink und oberen Klusbrink unter der derzeitigen segensreichen Wirkung des hochgeschätzten Herrn Bergrat v. Detten, jetzigen Herrn Berghauptmann zu Clausthal, ein Stollen angesetzt , welcher den Namen              " " "  "Egestorfer Stolln " im Volksmund allgemein als " Neue Anlage " bezeichnet wird. Derselbe liegt 155 m über den Meeresspiegel und ist der schönste aller vorhandenen Stolln am Deister, was Richtung, Sohle, Breiten- und Höhendimension  betrifft. Der Stollen gelang schon mit einer Länge von 608 m ans Flöz.


    

Das Gruppenbild zeigt die Bergleute 1889  mit den Steigern  Wilhelm Windhorn und Heinrich Ehlers vor den Mundloch des Egestorfer -Stollen

Bild aus " Horst Krenzel _Erinnerungen an den Steinkohle- Bergbau im Deistergebirge"

" Neue Anlage" 

Um das Kohlenfeld unter dem Niveau des Hohe Warte-Stollens abbauen zu können, war im Mai 1874 der Egestorfer Stollen angesetzt worden. Er wurde 608 m vorgetrieben, bis die Bergleute 1876 das 63 cm mächtige Kohlenflöz erreichten.

Vor dem Stollenmundloch musste eine größere Fläche planiert werden, damit eine Schmiede sowie ein Aufenthalts- und Materialgebäude errichtet, Rangiergleise verlegt und ein Materiallagerplatz eingerichtet werden konnten. Für den Kohlenabtransport wurde eine Tagebahn bis zu einem Ladegleis der 1872 eröffneten Deister-Eisenbahnstrecke angelegt; sie führte über die Halde mit einem Bremsberg (eine überdachte Bremsvorrichtung), der bis zu einer Ladebühne am Ladegleis nahe der Försterbrücke reichte. An der Bremsbergtrasse unterhalb der Halde ist 1875/76 das Neue Zechenhaus (heute Forsthaus) gebaut worden.

Quelle : www.barsinghausen.de- Egestorf-Bergbau

Das Stollenmundloch ist durch einen Gewölbeausbau aus Deistersandstein gesichert.

 

 Im Schlussstein der Gewölbeausmauerung ist mit  "Mai 1874" der Beginn der Auffahrung des Stollens eingearbeitet.

Bild 1982

Im September 2021 drückt ein umgekippter Baumstamm auf den Schlussstein

Egestorfer Stollen 

Das gemauerte Ziegelstein-Gewölbe wird mit Stahlrundbögen gesichert, die Bretter sind stark vermoddert

Bild 1982

Der Stollen der " Neuen Anlage "

Der Vortrieb im losen Gestein machte eine elliptische Mauerung  erforderlich.

Der Stollenausbau erfolgt an der Firste als ausgemauertes Ziegelsteingewölbe. An den Stößen sind die Seitenmauern   leicht gewölbt ausgeführt. Durch den elliptische Querschnitt wird ein größerer Seitendruck abgewehrt. Die Seitenmauern sind im Unter- und Oberstoß  mit größen Sandsteinquadern ausgeführt worden. An der Seite ist die Wasserseige  ( Rösche ) zu sehen.

Der Stollen hat hier eine Höhe von 2,30 m und ist bis 2,40 m breit.

Bild 1982

Der Mörtel löst sich aus den Fugen der Grubenmauerung, die Ziegelsteine beginnen abzuplatzen.

An einigen Stellen wird der Kalk ausgewaschen, es bildet sich strahlend weißer Calcit an der Gesteinsoberfläche 

Mauerung : Wiederlager aus Sandstein im First als Gewölbe mit 24 cmZiegelsteinmauerwerk.  Zu der Ausführung des Gewölbes waren Schablonen und Lehrbögen erforderlich.Der Wassermörtel für die nasse Grubenmauerung wurde aus Kalk, Sand , Zuschlägen und Wasser bereitet.

Stollenlänge 720 m

Bild 1982

Die Grubenmauerung ist ein wichtiger Bestandteil der Stabilität des Stollns, nach über 100 Jahren sind an  mehreren Stellen  Risse und Löcher zu sehen.

 Die Ziegelsteine, aus denen die Grubenmauerung besteht, sind von hoher Qualität. Sie wurden bei hohen Temperaturen gebrannt, bis sie eine glatte Oberfläche bekamen. Diese Verglasung macht die Ziegelsteine widerstandsfähiger gegen Feuchtigkeit und Abrieb.  

Das Gewölbe ist als weitere Sicherheitsmaßnahme, mit Eisenbahnschienen, die quer über die Gänge gespannt sind gesichert worden. Die Schienen bilden einen Bogen, der den Druck des darüber liegenden Gesteins aufnimmt. Das Gewölbe verhindert, dass sich der Gang verformt oder einstürzt.


Bild 1982

Grubenmauerung:

Hinter dem Stollenmundloch besteht der Stollenausbau aus  einen   leicht elliptischen Gewölbe. 

Bilder 1982

Auf der Sohle  sind die Schwellen gut im Okermodder zu erkennen. Die Schwellen liegen alle 90 cm bis 110 cm und reichen soweit noch nicht verwittert bis über die Rösche. Damit das Grubenwasser  in der Rösche aus den Stollen herausfließt, ist der Stollen mit einer leichten Steigung aufgefahren worden. In der Stollensohle ist an der linken Stoßseite eine Wasserseige angelegt, über die das anfallende Grubenwasser durch das natürliche Gefälle abläuft.

Bild 1982

Ehemaliger Abbau" Alter Mann "



1876 wurde ein 50 cm bis 63 cm  mächtiges Flöz erschlossen

Bild 1982

Die Firste bestehen aus Deistersandstein. Es hat sich an den Rissen Calzit ausgebildet.

Hinter den Streckenkreuz ist die Grundstrecke stark eingebrochen.

Die gemauerten Stützpfeiler sind ausgebrochen

Bild 1982

Das Hangende wird mit kurzen Stempel oberhalb der  Stahlträger ( Schienen) gesichert.Das Holz ist stark verfault.

Hier ist der Stollen ist im gewachsenen Deistersandstein aufgefahren.Der Stollen ist nach 440 m 340 cm breit und 240 cm hoch,das Hangende wird hier mit Eisenbahnträgern gesichert.Die Stempel und kurze Stützen sind stark verfault.

  Bild 1982

Wettertür auf der Hautstrecke  nach 350 m am Ende der Grubenmauerung, danach steht der Stollen im Sandstein

 Der Stollen diente auch zur Bewetterung des Klosterstollens, zu dem wurde 1882  ein Durchschlag hergestellt.

Bild 1982

1882 erfolgte der Durchschlag zum Klosterstollen. Über mehrere Fährten und Teilstrecken gelangte man zur Grundstrecke des Klosterstollens.


Der Stollen wurde  am 1. November 1898 nach Erschöpfung der Kohlevorräte stillgelegt.

Insgesamt wurden 1,3 Millionen Tonnen Steinkohle gefördert.

Ab 1899 diente der Egestorfer Stolln nur noch der Wetterführung  für den Klosterstollen.

 

 Noch heute zeugt die riesige Abraumhalde, die sich von hier nach Nordosten erstreckt, davon, dass es sich um einen sehr ergiebigen Stollen gehandelt hatte.

Das Portal mit der Aufschrift Glückauf über dem Stollenmundloch ist heute nicht mehr vorhanden.


Der Egestorfer Stollen war bereits 1983 für ein Besucherbergwerk in Augenschein genommen worden, weil er leicht wieder herstellbar und erreichbar gewesen wäre. Doch aufgrund der Fledermäuse, die sich hier inzwischen angesiedelt hatten, musste der Plan fallen gelassen werden.