Steinkohlenbergbau im Deister
Befahrungsbericht: "Versuchsbau nach Steinkohle am Forstort Kirchensiek bei Koppengrave"
Gesehen zu Dörshelf bei Karlshütte am 18. Oktober 1854; gegenwärtig: Der Herr Geheime Kammerrat
von Eschwege, der Herr Bergmeister Topp, und ich, der Kammersekretär Wiebrecht
In Gemäßheit des mündlichen Auftrages, welcher der Herr Geheime Kammerrat von Eschwege in der
Sitzung herzog!. Kammer, Direktion der Bergwerke zu Braunschweig, erhielt, hat derselbe heute mit
dem Herrn Bergmeister Topp und dem Unterzeichneten den an Egestorff zu Hannover überlassenen
Versuchsbau nach Steinkohle am Forstort Kirchensiek bei Koppengrave befahren.
Die Grube liegt etwa '/4 Stunde südlich von Koppengrave und etwa 800 Schritte südlich dem Punkte,
wo der Versuch nach Steinkohlen schon früher zuerst gemacht und Kohlen getroffen, gefördert und
verkauft sind. Der Schacht war 34,2m tief. Mit 28,5 m Teufe ist das erste Kohleflöz erreicht, bei 34,2 m
das zweite, das sich aber als unbauwürdig erwiesen hat. Das erste Kohlenflöz ist angeblich 43 cm
mächtig, wovon jedoch nach Abzug der unreinen Zwischenlagen nur 36 cm gute Kohlen verbleiben.
Die Grube war mit 4 Mann in Unterbrechungen belegt worden, seit 4 Wochen aber ganz eingestellt,
weil wegen der sehr schlechten Wege eine Abfuhr von derselben in jetziger Jahreszeit nicht mehr
stattfinden kann, weshalb dann auch Egestorff von Koppengrave bis zur Grube eine Chaussee anlegen
lässt, welche zu 1000 Thaler veranschlagt und bereits 2000 Thaler gekostet haben soll. Neben dem
Kohlenschacht war ein Schuppen in Arbeit zur Unterbringung der geförderten Kohlen und daneben
noch ein anderes Häuschen mit Abteilungen zur Schmiede, zur Gezähekammer und zum Kontoir.
gez. Wiebrecht.
11.3.1862 Egestorff: "Seit Anfang des Jahres 1862 ist die Kohlenförderung völlig eingestellt, seitdem nur
Versuche, z.B. ein 80m tiefer Schacht (der obere Egestorffsche) mitten im Kohlenfeld. Sie haben so
überaus ungünstige Resultate geliefert, dass die Arbeiten seit März 1861 gänzlich ruhen, nachdem ich
die ganz unzweifelhafte Überzeugung habe gewinnen müssen, dass das fragliche Kohlenfeld als
solches nur für sich allein völlig unbauwürdig ist. Wohl erkenne ich nun eine Möglichkeit, das
Coppengraver Kohlenflöz in Verbindung mit einem anderen Industriezweige namentlich für die dortige
Gegend nutzbringend zu suchen, und hatte ich auch bereits alles zur Ausführung vorbereitet, jedoch
lastet die Ungunst der Zeiten zu schwer auf Handel und Industrie."
aus Bergbauchronik-Coppengrave
Weitere Bergbauaktivitäten von Georg Egestorff
In Coppengrave am Hils hat es auch erste Bergbauversuche bereits um 1571 gegeben, den Schmieden sollte der Holzverbrauch verboten werden, statt dessen sollten sie Steinkohle verwenden. Der Betrieb ist aber bereits 1589 mit dem Tode Herzogs Julius eingestellt worden.
Weitere Bergwerksversuche gab es erst ab 1744 am Knippsiek, der Bergrat August Lüning betrieb das Werk mit einen Steiger, vier Hauer und zwei Jungen.
1752 war das ganze Vermögen aufgezehrt. Schwer krank schrieb Lüning an den Herzog , das Bergwerk sei solide, es könnte dort zudem eine Glashütte gegründet werden, doch sei er finanziell am Ende und flehte den Herzog an, ihm 2/3 der Baukosten zu erstatten.
1769 will der Kaufmann Cramer aus Wispenstein das Lüningsche Bergwerk übernehmen. Der Bergrat Kaulitz ist nach wie vor überzeugt, dass "auf den Steinkohlen im Coppengraver Revier kein ergiebiges Bergwerk möglich sei ".
1852 bis 1853 wurde die Steinkohlenflöze zwische Coppengrave und Duingen mit 137 Bohrungen im Auftrag der Braunschweigischen Regierung untersucht.1854 wurde der Versuchsbau nach Steinkohlen am Forstort Kirchsiek bei Koppengrave Georg Egestorff überlassen. Georg Egestorff mußte von Koppengrave bis zur Grube eine Chaussee anlegen, welche 2000 Thaler gekostet haben soll. Neben den Kohleschacht war ein Schuppen zur Unterbringung der geförderten Kohle und ein anderes Häuschen mit Abteilung zur Schmiede, zur Gezähekammer und mit Kontor vorhanden.1862 hat Egestorff die Kohleförderung völlig eingestellt, da weiter Versuche das Kohlefeld weiter zu erschließen zu ungünstigen Resultaten geführt hat. Die Ungunst der Zeit lastet schwer auf Handel und Industrie. Von 1855 bis 1859 hat Egestorff 1357 Tonnen Kohle zu einen Verkaufswert von 2142 Thaler gefördert. Das gesamte Unterfangen war auch für Egestorff mit hohen Verlusten verbunden.
(aus Bergbauchronik-Coppengrave)
Saline Egestorffhall mit Gradierwerk auf Salzwiesen
Im Hintergrund der Lindener Berg mit der Windmühle und den 1825 von Georg Ludwig Friedrich Laves für Johann Egestorff erbauten Berggasthaus
Die „Hannoversche Maschinenbau-Aktiengesellschaft vormals Georg Egestorff" ist hervorgegangen aus einer der zahlreichen industriellen Gründungen des Unternehmers Georg Egestorff. Dieser legte im Jahre 1835, zu einer Zeit, als Hannover mit England, dem Ursprungslande des Maschinenbaues, noch in engsten Beziehungen stand, zu Linden bei Hannover eine Maschinenfabrik und Eisengiesserei an. Dieser Fabrik, die sich im ersten Jahrzehnt mit der Herstellung von Maschinen aller Art befasst hatte, wurde im Jahre 1846 eine Spezialabteilung für Lokomotivbau angegliedert. In richtiger Erkenntnis der Bedeutung, die der Grossbetrieb
für die Erfüllung dieser Bedingungen besitzt, kaufte der bekannte Eisenbahnunternehmer Streusberg im Jahre 1868,
als er für die ausgedehnten von ihm ins Leben gerufenen Eisenbahnlinien einen grossen dauernden Bedarf an Lokomotiven voraussah, die Egestorffsche Maschinenfabrik an und richtete sofort das ganze Werk für die Herstellung von Eisenbahnlokomotiven in grossem Masstabe auf der Basis intensivsten Grossbetriebes ein. Die Arbeiterzahl wuchs innerhalb dreier Jahre von 800 bis auf 2000 an; die Jahreskapazität im Lokomotivbau, 1868: 30 Stück, wurde auf 150—160 Stück jährlich gebracht, und eine weitere Vergrößerung des Betriebes war bereits begonnen, als die zu diesem Zweck gegründete Hannoversche Maschinenbau-Aktiengesellschaft am 1. April 1871 Besitzerin des Etablissements wurde. Noch im Laufe des Jahres 1871 wurde die Erweiterung der maschinellen Anlagen für eine Jahresleistung von etwa 250 Lokomotiven durchgeführt, und die Unmöglichkeit, die notwendigen Rohmaterialien, besonders Kohlen, in hinreichender Menge zu erhalten, bildete den einzigen Hinderungsgrund,dass diese Leistungsfähigkeit nicht völlig ausgenutzt werden konnte, da Aufträge in übergrosser Menge vorlagen.
Was im Besonderen den Kohlenbedarf betrifft, so dient die Kohle erstens zur Dampferzeugung für Kraft- (nebenbeiauch Heiz-) Zwecke, ferner als Heizmaterial in der Schmiede und Giesserei.
aus :
DIE HANNOVERSCHE MASCHINENBAU-AKTIENGESELLSCHAFT
1909, Dissertation von EDUARD GLASER AUS CHARLOTTENBURG
Der Aufschwung des Deisterbergbaus im 19.Jahrhundert begann dort,
wo auch der Bergbau selbst begonnen hat ;
am Bröhn oberhalb von Wennigsen .
Egestorff wird 1866 als der Begründer des Bergbaues am Deister genannt
Oberer Feldbergstollen
Der Stollenausbau dient zur Absicherung vor Einsturz des Stollens.
Der Ausbau erfolgte hier als Gewölbemauerung aus Deistersandstein in Trockenmauerausführung.
Hauer im Streb
Die Bauwürdigkeit eines Kohleflözes begann bei
35 cm bis 48 cm
( Schulterhöhe eines liegenden Bergmannes ).
Die Kohle wird von dem auf engsten Raum bei spärlicher Beleuchtung liegenden Hauer mit der Keilhaue aus den Flöz gebrochen und dann in Schlepptröge gefüllt und diese wurden von Schleppern krichend in die Abbaustrecke gezogen.
Die Geschichte des Kohlebergbaues im Deister ist eng mit den Namen Egestorff verbunden.
Der Lindener Kalkhändler Johann Egestorff ( im Volksmund Kalkjohann genannt ) erkannte das Potential der Kohle aus dem Deister, die sich gut zum Brennen von Kalk eignete. Er pachtete 1807 die Grube am Bröhn , wo der Bergbau im Deister seinen Anfang genommen hatte. Er baute die Gruben aus, erweiterte seinen Bergwerksbesitz und pachtete 1815 die Schürfrechte am Bröhn und Hülsebrink unmittelbar vom Grafen von Platen-Hallermund . Der Kalkjohann eröffnete der Wealdenkohle aus dem Bröhner-Revier einen überörtlichen Absatzmarkt . Im Jahre 1821 förderte die Grube etwa 1500 Tonnen. Er belieferte auch andere Industriezweige , wie Bierbrauer Schnapsbrenner, Salinen, Textilhersteller, Kalkbrenner, Ziegeleien und Zuckerfabriken die wegen der Holzverknappung auf Kohlenfeuerung umstellten.
"Das Haupt-Kohleflötz des Deisters wurde am Bröhn mit einer Mächtigkeit von 33 cm angetroffen. Das Liegende des Flötzes ist mitgenommen worden, um die notwendige Höhe zu erhalten, daß ein Arbeiter seitlich liegen kann, um die Kohle zu gewinnen.
Am Kniggenbrink hat es bereits eine Mächtigkeit von 45 cm, im Egestorfer Stollen 63 cm, im Klosterstollen bis 88 cm, in Hohenbostel 100 cm ."
(Wilhelm Heidorn Königlicher Obersteiger a.D. 1903 )
Durch die in Folge von Raubbau schwindenen Waldbestände und den steigenden Holzpreis ließ der Kalkjohann fortan seine Öfen in den Kalkbrennereien Linden und Ronnenberg mit Deisterkohle betreiben. Somit rettete der Steinkohlenbergbau die ausgedehnten Wälder des Deisters vor weitgehender Vernichtung, da bis dahin die Glashütten und Kalkbrennereien immense Mengen Holz verbrauchten. Durch die steigende Nachfrage nach Deisterkohle, konnte Egestorff den Kohlenhandel in Hannover und Linden bereits 1813 in seiner Hand konzentrieren.
( aus der Steinkohlenbergbau von Heinrich Ewert )
Johann Egestorff, war vom Bötchergesellen zum Industriellen aufgestiegen. Er hatte etwa 24 Kalköfen, zwei Ziegeleien, eine Zuckerfabrik, Bauholzhandel, Bergbaubetriebe und betrieb die Leineschiffahrt nach Bremen .
Georg Egestorff
Für seine Arbeiter gründete er Kranken-,Unterstützungs- und Sterbekassen.
Gegen Krankheit und Invalidität waren die Bergleute in der Egestorffschen Knappschaft versichert.
Er gründete bereits 1831 die Saline Egestorfhall in Badenstedt
Dicker Stein
Wegweiser zu der Deister- Kohlenstrasse und Bröhner- Kohlenstrasse ( Königsweg)- Richtung Georgsplatz
1827vor dem Klosterforstamt aufgestellt
Verfüllter Dorotheenschacht
am Bröhn
Der Schacht wurde 1878 abgeteuft
Begünstigt durch die Kohlennachfrage im nahen Linden und Hannover erlebte der Deisterbergbau einen Aufschwung. Johann Egestorff verstarb 1834,er hinterließ seinen Sohn Georg Egestorff einen bedeutenden Bergwerksbesitz. In der Folge hat Georg Egestorff das Bröhner Revier auf den Hülsebrink und 1836 auf den Feldberg ausgedeht und somit einen planmäßigen Kohlenabbau größeren Umfangs in die Wege geleitet.
Die zahlreichen aufstrebenden Gruben am Deister kamen 1835 auf eine Jahresförderung von 18 000 t Steinkohle.
Am Feldberg wurden ab 1836 nach und nach drei Schächte und zwei Stollen angelegt, aus denen Wealden-Kohle gefördert wurde. Der Mittlere Schacht wurde direkt neben den heutigen Wasserräder abgeteuft.
Die schwierigen geologischen Verhältnisse , die geringe Flözmächtigkeit, die teilweise schlechte Qualität der Kohle sowie starke Feuchtigkeit und schlagende Wetter haben den Abbau schwierig gestaltet.
Der Transport der Kohlen nach Linden war bei den mangelnden Wegverhältnissen äußerst schwierig, daher plante Georg Egestorff schon 1850 eine Eisenbahnlinie nach dem Deister.
Bereits im Jahre 1840 wollte der Graf von Platen-Hallermund die verpachteten Bergwerke an Egestorff verkaufen. Die Regierung war der Auffassung , dass das Bergwerkseigentum nur dem Grafen von Platen und seinen Erben verliehen wäre. Die Regierung verweigerte dann die Erlaubnis zur Veräußerung, bot aber gleichzeitig Verhandlungen über den Rückerwerb des Bergwerkes für die Landesherrschaft an. Das Hannoversche Ministerium ließ sich damals schon von dem Gesichtspunkt leiten, dass für den bevorstehenden Tiefbau alle Bergwerke am Deister in einer Hand vereinigt werden müßten.
Seit 1832 belieferte Egestorff die Militärbäckerei mit Steinkohlen, 1847 verheizten die sechs hannoverschen Kasernen und übrigen militärischen Einrichtungen 51.410 Himten Steinkohlen, diese wurde von den Egestorffschen Bergwerken am Deister geliefert.
Erst mit Vertrag vom 14.Mai 1852 ist es Georg Egestorff gelungen , die bisher erpachteten Schürf - und Abbaurechte von der " von Platenschen Familie" käuflich zu erwerben .
Die zweite Hälfte der 1850er Jahre war geprägt von einem starken Anstieg der Industriealisierung im Calenbergischen, der zu einem regelrechten "Kohlenfieber" führte.
Die Egestorffschen Unternehmen haben ein Drittel aller Kohlen ,die vom Deister nach Hannover verfrachtet wurden abgesetzt.
Ein wichtiger Abnehmer war die größte mechanische Weberei in Linden, die 1250 Arbeiter an 840 Webstühlen beschäftigte. Im Jahr 1868 bezog sie 200.000 Himten (Zentner) Steinkohlen vom Deister aus den Egestorffschen Gruben.
Zu dieser Zeit arbeiteten 220 Bergleute auf den Egestorffschen Bergwerken am Bröhn, Feldberg und Hülsebrink. Von 1852 bis 1866 wurde der etwa zwei Kilometer lange Tiefe Georgstollen als Wasserlösungsstollen, zur Entwässerung der Abbaufelder angelegt. Der Stollen kommt bei den Finnnenhütten am Waldsportplatz zu Tage.
Die Qualität der Steinkohle war am Bröhn am besten und am Hülsebrink am schlechtesten.
Die Abbau- Stollen wurden unterhalb der Flöze angesetzt und leicht ansteigend im Bergwerksfeld vorgetrieben(aufgefahren), um das Wasser abfließen zu lassen und die vollen Grubenwagen leichter zum Stollenmund schieben zu können..
Von den Stollen aus wurden Grundstrecken aufgefahren, von hier wurde das Lagerfeld durch Abbaustrecken in Pfeiler unterteilt und von diesen aus die Kohle in den Streb gewonnen. Die Hauer musten im Streb seitwärts liegen und mit einer Keilhaue die Kohlen lösen, indem möglichst nahe an der Unterseite des Flözes ( dem " Liegenden ") in einer weichen Schicht,ein schmaler Schlitz ( "Schram") herausgepickt wurde. Die Kohle brach dann herunter und wurde vom Hauer in den Schlepptrog geschaufelt, dieser flache Holzkasten auf zwei Holzkufen wurde von der Arbeitsstelle im Streb zur unteren Abbaustrecke gezogen und hier in einen"Hunt" entleert. Die Hunte sind lorenähnliche kastenförmige Förderwagen, in denen die Bergleute die Kohle beförderten. Einen vollen Hunt zu schieben oder ziehen war eine schwere Aufgab, der Bergmann ging dann "vor die Hunde".
Der Abbau am Bröhn wurde wegen der geringen Flözstärke zeitweilig unrentabel. Wesentlich aber war auch die Tatsache, dass man auf Kalk gestoßen war. Dieses veranlasste den Steiger Hesse zu den Worten, die er den Bauer Wissel ( Blessen), der bei der Kohlenabfuhr beschäftigt war, am "Trockenen Grund "zurief . " Was dein Geist nicht fassen kann, das bete du in Ehrfurcht an". Befragt nach den Sinn dieser Worte, antwortete der Steiger, dass man auf Kalk gestoßen sei und wo Kalk ist, steht keine Kohle.
Im Jahre 1864 waren in den Egestorffschen Gruben nur noch 160 Bergleute beschäftigt, die Jahresförderung aus den Egestorffschen Gruben betrug 19.000 t Steinkohle.
Am 22.9.1867 hat das Königlich Preußische Berg- und Forstamt Clausthal genehmigt, daß die Bergwerke am Feldberg und Hülsebrink mit dem nicht betriebenen Bergwerke am Bröhn unter dem Namen "Steinkohlenbergwerke am Bröhn, Feldberge und Hülsebrink bei Wennigsen" zusammengefasst werden.
Der Bergbau am Deister entwickelte sich zu einer der industriellen Schwerpunkte in der Preußischen Provinz Hannover. Die Deisterkohle hatte erhebliche strategische Bedeutung für die Ansiedlung von Industrie in Hannover und Linden . Sie hat maßgeblich dazu beigetragen, dass u.a. in Linden die Egestorffsche Maschinenfabrik sich zu einem Großbetrieb entwickeln konnte.
Bis zur Eröffnung der Deister-Eisenbahn im Jahre 1872 wurde die Deisterkohle per Pferdefuhrwerk nach Linden geliefert.
Ab 1850 unterhielten alle Deisterbergwerke am hannoverschen Bahnhof Steinkohlenlager, um auch bei größeren Bestellungen schnell liefern zu können. Insbesondere in der Erntezeit waren oftmals nicht genügend Fuhrwerke für den Transport aufzutreiben.
Ab 1890 nahmen die Wasserhaltungsprobleme in den Tiefbauen immer weiter zu.
Zur Wasserhaltung der Schächte am Bröhn und Feldberg wurden 1895 Wasserstrahl- Elevatoren eingesetzt. Die Benutzung der mit Wasser betriebenen Strahlapparate war einfach. Das Betriebswasser wurde aus Teichen über Tage entnommen und drückte die beim Abteufen eines Schachtes erschlossenen Wasser bis zur Förder- oder Wettersohle herauf. Da der Wasserdruck mit 6,5 atü ziemlich hoch war, konnte mit diesen Pumpen eine große Förderhöhe erreicht werden. Gebaut hat solche Pumpen die Fa. Körting aus Hannover.
Der Bergbaubetrieb wurde Anfang 1901 nach den Absaufen aller unteren Baue eingestellt. Es waren 1900 noch 44 Bergleute auf den Gruben tätig.
Der Steiger Disselhorst berichtet am 4.September 1901 den Bergrevierbeamten Maurer Hannover-Süd, dass die Schächte am Bröhn verfüllt sind, die Plätze der abgerissenen Häuser sind eingeebnet.
Bis 1913 gab es noch einen umfangreichen Schriftverkehr der Lindener Zündhütchen-Thonwaren-Fabrik mit dem " Königlichen Oberbergamt" bezüglich des Restvermögens der Egestorff'schen knappschaftlichen Krankenkasse. Aus diesen geht hervor , dass die im Jahre 1900 abgekehrte Belegschaft zu einem Drittel an die Königliche Berg-Inspektion Barsinghausen , zu einem Drittel an die umliegenden Kaliwerke übergetreten ist. Ein Drittel der Bergleute sind pensioniert worden. Die knappschaftliche Krankenkasse der Egestorff`schen Bergwerke bei Wennigsen wurde mit Beschluss des Königlichen Oberbergamt Clausthal zum 1. Januar 1914 aufgelöst. Das Restvermögen von 4.891 M 67 Pf wurde zu 3/6 der knappschaftlichen Krankenkasse der Königlichen Berginspektion am Deister zugesprochen. Jeweils 1/6 wurde den knappschaftlichen Krankenkassen der Kalibergwerke Gewerkschaft Deutschland in Weetzen, Alkaliwerke Ronnenberg und Gewerkschaft Hansa-Silberberg in Empelde überwiesen.
Pyritbergwerk " Wilhelmine " am Georgsplatz.
Am Georgsplatz wurde 1829 im Auftrag von Johann Egestorff ein weiterer Stollen aufgefahren.
Beim Stollenvortrieb fand man neben der vermuteten Steinkohle auch einen harten abbauwürdigen Schwefelkies führenden Kalkstein. Es handelt sich um sog. " Blaustein" aus der Valanginum-Stufe der Unterkreide.
Die Schürfrechte für den Abbau lagen bei der Zündhütchenfabrik in der Wennigser-Mark. Später wurde der abgebaute Schwefelkies in den 1861 gegründeten Egestorffschen Zündhütchenfabrik zwischen Empelde und Bornum verarbeitet. Der Abbau bestand bis 1895.
aus: " Der Deister -Natur -Mensch-Geschichte 2017 und
NLA HA Hann 190 Hannover " Schwefelkiesbergwerk Wilhelmine bei Wennigsen 1874 - 1887 "
Grubenriss Hülsebrink
Brems- Stollen
Das Hauptkohleflöz ( Flöz 3 nach Falke ) ist mit seinen hangenden Sandstein von Osterwald über Süntel und Deister , Rehburger Berge, Schaumburger Mulde, Bückeberg bis zu den Bergbaurevieren von Minden und Meißen überall als gleiches Flöz erkennbar.
Heft 14-Arbeitskreis Bergbau der Volkshochschule Schaumburg
Durch Urkunde vom 11. Januar 1696 hat der Herzog Ernst August zu Braunschweig-Lüneburg dem Grafen von Platen das vererbliche und veräußerliche Recht verliehen, die im Deister unter dem Bröhn und dem Hülsebrink des Kloster Wennigsen anstehenden Steinkohlen zu gewinnen und zu verwerten. Dieses Abbaurecht ist durch Erbvertrag vom 14/26. Mai 1852 auf den Fabrikanten Georg Egestorff zu Linden bei Hannover übergegangen und später von den Egestorff`schen Erben auf die Lindener Zündhütchen- und Thonwaaren- Fabrik übertragen worden.
Oberer Feldbergstollen
Ausführung als Gewölbemauerung aus Deistersandstein
Steinkohleflöz
27 cm bis 37 cm mächtig im Oberen Feldbergstollen
Die Mechanische Weberei in Hannover war eine Weberei, die 1837 als erstes Unternehmen dieser Art in Europa gegründet worden war. Später war es hier auch das größte Unternehmen. Die Mechanische Weberei war neben den Fabriken von Johann und Georg Egestorff einer der Motoren der Industrialisierung im Königreich Hannover. Weltbekannt wurde der an der Ihme in Linden produzierte „Lindener Samt“. Das Unternehmen bestand bis 1961. Nach dem Abriss der letzten Werksgebäude 1972
Wasserstrahl Elevator zur Förderung der Grubenwässer in den Deisterbergwerken
Bergleute die 1899 / 1900 bei den Steinkohlenbergwerk am Bröhn, Feldberg und Hülsebrink beschäftigt waren:
Wennigsen :
August Wilke, Friedrich Fitjer, Heinrich Wissel, August Bullerdiek, Friedrich Lango,.F Jacke, August Neddermeyer, Christian Schröder, Heinrich Rogge, Ernst Röhrbein, Ernst Fricke, Heinrich Wedemeyer, Heinrich Struss, Heinrich Punkenburg, August Nagel, Conrad Kuhls, Ernst Fürll, Friedrich Peter, Ernst Bremer.
Argestorf:
Friedrich Hyerhorst, Heinrich Becker, Wilhelm Schlecht, August Lauenstein -mit 45 Jahren Berginvalide ; Friedrich Lauenstein- mit 46 Jahre Berginvalide,
Heinrich Lauenstein-Berginvalide, Ferdinand Haller, Wilhelm Clodius, Hugo Müller, Heinrich Haneccius
Degersen:
Friedrich Sudmacher
Bredenbeck:
Ernst Garbe, Friedrich Seiler
Am 27 Dezember 1913 erscheint der Berginvalide August Lauenstein aus Argestorf beim Kloster Wennigsen,47 Jahre alt, beim Bergrevier Hannover Süd und erklärt dem Bergrevierbeamten : "Ich habe von 1883 bis 1900 auf den Egestorfschen Bergwerk bei Wennigsen gearbeitet. Von 1900 an auf den Königlichen Steinkohlenbergwerk am Deister
Brief an den Bergrath Württenberger
Der Betrieb der Egestorfschen Gruben am Bröhn ,Feldberg und Hülsebrink wir wegen Absatzmangel im Januar 1884 vorläufig eingestellt.
Quelle : Niedersächsisches Bergarchiv
Hann 84 f Deister
Hülsebrink- Brems Stollen
Tiefer Georgstollen aufgefahren von 1852 bis 1866, Länge 1900 m diente zur Entwässerung der Egestorffschen Bergwerke
Bilder: 1975
Das erste Steinkohlenbergwerk in Barsinghausen
1831 gründeten Johann und Georg Egestorff mit den Hofsteinhauermeister August Blume eine private Gesellschaft, die mit der Klosterkammer einen Pachtvertrag über die Anlage eines Bergwerkes im Fuchsbachtal oberhalb von Barsinghausen abgeschlossen hat. Dieses " Klösterliche Bergwerk zu Barsinghausen " war das erste Bergwerk in Barsinghausen. Die Förderung der Kohle stieg stetig an ,bereits 1835 waren hier 29 Bergleute beschäftigt.
( aus - Die Deister Kohlepfade)
Die Aufsicht hatte der Steiger Hesse aus Wennigsen, der auch für die Gruben am Bröhn, Feldberg und Hülsebrink verantwortlich war .
1835 hat Georg Egestorff die Eisen-Giessery und Maschinenfabrik in Linden gegründet.
1871 wurde die Fabrik in " HANOMAG" umbenannt.
Die erste von Egestorff 1846 ausgelieferte Lokomotive " Ernst August" wurde zur Eröffnung der Eisenbahnstrecke Hannover -Hildesheim eingesetzt.
Schnellzuglok der Baureihe C3T
Egestorff lieferte für Deutschland bahnbrechende Lokomotiven, die schon in den fünfziger Jahren Höchstgeschwindigkeiten von
120 km/h führen