Sigmundshall in Bockeloh

Schicht im Schacht

Die letzten Kumpel von Bokeloh

Bergwerk Sigmundshall in Bokeloh, die letze Kalizeche in Niedersachsen hat am 21.12.2018 die letzte Tonne Kali gefördert. Die Arbeit bei 50 Grad Hitze in 1400 Meter tiefe war am Ende der Belastbarkeit angekommen.

Die Kassler K+S AG, hält die Grenzen des machbaren für erreicht- und stellt die Förderung ein.

Seit September 2021 werden die unterirdischen Hohlräume mit Sole, die in den thüringischen Werken derK+S anfällt,geflutet.

In den kommenden 20 Jahren wird das Bergwerk mit rund 42 Millionen Kubikmeter vorrangig salzhaltigen Wässern geflutet. Das Flutungsmedium erzeugt einen Gegendruck zum überlagernden Gebirgsdruck, hält das Bergwerk langfristig stabil und sorgt somit dafür, dass die Auswirkungen der jahrzehntelangen bergmännischen Gewinnung auf lange Sicht minimiert werden.

Bergbautradition seit 1898

Das Kaliwerk Sigmundshall war das letzte noch produzierende Kalibergwerk in Niedersachsen. Gewonnen wurde in ihm Rohstoffe für kalium- und magnesiumhaltige Düngemittel sowie Kaliumchlorid, das in der Industrie zum Beispiel bei der Elektrolyse benutzt wird. Die steile Lagerung der Rohstoffe machte den Abbau zu einer Herausforderung. Der Salzstock zieht sich unter der Erde etwa 12 Kilometer hin und ist bis zu 1000 Meter breit.

Seit 1898 war der Abbau dort vorbereitet worden, zunächst unter der Regie einer Gewerkschaft Matthias. Diese wurde 1902 von der Alkaliwerke Sigmundshall Aktiengesellschaft übernommen, wobei im Namen des Werkes der hannoversche Aufsichtsratsvorsitzende Sigmund Meyer verewigt wurde. Als 1906 die Fabrik dann in Betrieb genommen wurde, wurde auch der Anschluss an die Steinhuder-Meer-Bahn realisiert. Die Bahnstrecke besteht bis heute. 

Nach mehreren Zusammenschlüssen ging das Unternehmen 1937 in den Vereinigten Kaliwerken Salzdetfurth auf, allerdings war der Betrieb in Bokeloh seit 1933 eingestellt.

Nach dem Krieg lief die Rohsalzförderung im Jahr 1949 wieder an, seit 1997 unter dem Dach der Kali und Salz AG in Kassel. 1997 war die Sohle von 1400 Metern Tiefe erreicht- Es zeigte sich, dass die Rohstoffe immer schwieriger zu fördern sind. In den letzten Jahren wurde deutlich, dass die Förderung  2020 eingestellt werden muss.

Eine Perspektive für die Mitarbeiter schien zwischenzeitlich das Werk Siegfried Giesen im Kreis Hildesheim werden zu können, das wieder aktiviert werden sollte. Nach Veränderungen in der Marktlage hat K+S aber dort das Tempo verringert und behält sich die Entscheidung der Inbetriebnahme noch vor.

Die Ära des Kalibergbaus im Werk Sigmundshall ist nach 120 Jahren zu Ende gegangen. Bei der Mettenschicht, dem traditionellen Fest vor Weihnachten, verabschiedeten sich rund 550 Kumpel, die noch im Werk oder schon an anderen Standorten arbeiten, mit viel Gefühl und Symbolik von ihrer Zeche.


 21.12.2018 14:52 Uhr  - Hallo Niedersachsen

"Letzte Tonne" Kalisalz: Das war's in Sigmundshall

Der Kalibergbau in Wunstorf ist Geschichte. Nach 120 Jahren Produktion wurde am Freitag die letzte Tonne Kalisalz symbolisch aus dem Bergwerk Sigmundshall im Ortsteil Bokeloh geholt. Das teilte der Düngemittel- und Salzhersteller Kali und Salz (K+S) mit. Der Grund für die Schließung ist, dass die Salzvorräte in dem Bergwerk in der Region Hannover zur Neige gingen und ein wirtschaftlicher Abbau immer schwieriger wurde.

Abschiednehmen bei der "Mettenschicht"

Nach der "letzten Tonne" fuhren die Bergleute zur "Mettenschicht" hinunter ins Werk. Sie ist traditionell die letzte Schicht vor Weihnachten. Dabei bedankte sich K+S bei der Belegschaft. Zuletzt waren die Bergleute in 1.400 Metern Tiefe tätig, wo die Temperaturen trotz eines Kühlsystems bei 50 Grad liegen. Dabei gerieten dem Unternehmen nach Mensch und Technik an ihre Grenzen.

Standort wird weiterhin genutzt

Im Juli hatten sich das Unternehmen und Arbeitsnehmervertreter auf einen Sozialplan verständigt. Dieser federe die Härten ab, dennoch sei das Aus des Bergwerks ein Einschnitt, sagte ein Sprecher der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) NDR 1 Niedersachsen. Zuletzt waren nach Unternehmensangaben noch gut 660 Menschen in dem Werk beschäftigt. Rund 150 werden laut K+S an andere Standorte wechseln, gut 160 werden in eine Transfergesellschaft wechseln. Fast 100 gehen in unterschiedliche Formen des Ruhestands. Mehr als 200 Beschäftigte sowie rund 40 Auszubildende würden am Standort bleiben und unter anderem das Bergwerk absichern und Aluminium-Salz-Schlacken aufarbeiten, hieß es. K+S will das Gelände auch in Zukunft nutzen, etwa für ein Innovationszentrum - auch das Kraftwerk vor Ort werde weiter betrieben.

 Die Bergleute aus den Feggendorfer Stolln sagen "Danke Kumpel !"

                                       

21.12.2018 – Mit der Förderung der „letzten Tonne“ endet die Kaliproduktion im Werk Sigmundshall. Insgesamt wurden zwischen 1904 und 2018 rund 130 Millionen Tonnen Rohsalz aus dem Salzstock von Bokeloh gefördert und zu Düngemitteln und Industrieprodukten verarbeitet.

Förderung von 1898 bis 2018 insgesammt 130 Millionen Tonnen.

Die Kumpels fahren die letzte Tonne Kali durch das Spalier der befreundeten Bergmannsvereine und der Kumpels aus den Bergwerk Feggendorf.Bis heute waren noch 660 Kumpel beschäftigt. 220 Kumpel räumem die nächsten Jahre auf und betreiben oben einige Anlagen weiter.

Viele Kumpel hoffen auf das Reservebergwerk Siegfried- Giesen. Dort gibt es noch genügend Kali und K+S hat Pläne für die Wiederaufnahme des Abbaus in der Schublade

Abbau ist nicht sozialverträglich

Am Tag der historischen Mettenschicht hat der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Uwe Osterloh versucht, die Darstellung des Arbeitgebers über einen sozialverträglichen Personalabbau zu korrigieren. K+S hatte zuletzt die Mitarbeiterzahl mit 660 angegeben. Immerhin seien bei der Verkündung der Schließung im November vergangenen Jahres aber 730 beschäftigt gewesen, damit verlieren insgesamt gut 500 Sigmundshaller ihren Job im Werk. Künftig werden nur noch 220 Mitarbeiter benötigt, die sich um den Rückbau und den Weiterbetrieb der Rekal-Anlage kümmern. 163 wechseln in eine Transfergesellschaft, andere wechseln an andere Standorte oder in den Ruhestand. Der Anteil derjenigen, die an andere K+S-Standorte wechseln, ist größer als er vorher gedacht hat. „Das ist wohl eine Frage der Verbundenheit mit dem Bergbau“, so Osterloh.

Die Transfergesellschaft PMB, die zuvor direkt auf dem Werksgelände schon Mitarbeiter beraten hat, eröffnet für die Beschäftigten, die nicht wechseln wollen, jetzt eine Dependance an der Hagenburger Straße in Wunstorf. Auch wenn der Betriebsrat sich für PMB eingesetzt und sie in der Regel recht gute Vermittlungsquoten hat, sagt Osterloh: „Sie gibt den Kollegen keine Garantie, dass es für sie weiter geht.“ Auch deshalb vermag er die Einschätzung nicht teilen, dass ein sozialverträglicher Personalabbau geglückt sei. sok

Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) hat am 9.6.2021 den Abschlussbetriebsplan zur Flutung des ehemaligen Kalibergwerkes Sigmundshall im Wunstorfer Ortsteil Bokeloh (Region Hannover) zugelassen.

Die K+S Minerals and Agriculture GmbH hatte  Mitte Dezember 2019 den Abschlussbetriebsplan über den Rückzug aus dem Grubengebäude und dessen Flutung vorgelegt.

Die Zulassung des Abschlussbetriebsplans beinhaltet ein umfangreiches über- und untertägiges Monitoringprogramm zur Überwachung der Flutungsmaßnahme.

Die planmäßige Flutung  dient dazu,dass Bergwerke in einen langfristig sicheren Zustand zu versetzen, so dass der Schutz der Öffentlichkeit vor den durch die untertägige Gewinnung verursachten Gefahren für Leben und Gesundheit auch nach Einstellung des Betriebes sichergestellt ist. Dazu sind zunächst die untertägigen Abbauhohlräume mit Salzhaufwerk zu verfüllen sowie verwertbare Betriebseinrichtungen und wassergefährdende Stoffe aus dem Bergwerk zu entfernen. Erst danach darf das Bergwerk planmäßig geflutet werden.

In den kommenden 20 Jahren wird das Bergwerk mit rund 42 Millionen Kubikmeter vorrangig salzhaltigen Wässern geflutet. Das Flutungsmedium erzeugt einen Gegendruck zum überlagernden Gebirgsdruck, hält das Bergwerk langfristig stabil und sorgt somit dafür, dass die Auswirkungen der jahrzehntelangen bergmännischen Gewinnung auf lange Sicht minimiert werden.

aus :Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie , Mitteilung vom 09.06.2021